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Ein Ende der Meinungsfreiheit

Von Edwin Baumgartner

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Wie weit darf Meinungsfreiheit gehen? Über dem Atlantik drüben so weit, dass man Hakenkreuz und Hitlergruß ungestraft zeigen darf. Nicht ungestraft artikulieren darf man dort offenbar seine Sorge über die Zustände in der Ukraine. Zumindest dann nicht, wenn sich die Sorge nicht um die Rolle des allbösen russischen Präsidenten Wladimir Putin dreht, sondern darum, dass die Ukraine immer weiter nach rechts driftet und führende Politiker immer weniger Berührungsängste mit ultrarechten Kreisen haben.

Die in den USA lebende ukrainische Pianistin Valentina Lisitsa hat das jetzt am eigenen Leib erfahren. Die scharfe Kritikerin der Zustände in ihrem Geburtsland wurde vom Toronto Symphony Orchestra gefeuert. Der Veranstalter sagte ein Konzert Lisitsas mit dem Toronto Symphony Orchestra ab, zahlt der Künstlerin aber die Gage. Angeblich hat das Management des Orchesters Lisitsa verboten, über die Gründe für die Absage zu sprechen. Dass es sich bei ihnen um Lisitsas politische Aussagen zur Ukraine handelt, wird von Jeff Melanson, dem Präsidenten des Orchesters, mittlerweile aber zugegeben.

Kanada ist näher, als man meint. Schon wirft man auch in Europa dem russischen Dirigenten Wladimir Gergiew nicht mehr allzu große Lautstärkenerzeugung vor und der russisch-österreichischen Sopranistin Anna Netrebko unsaubere Intonation, sondern ihr Bekenntnis zu Russland.

Voltaire sagte: "Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen." Aber die abweichende Meinung kostet ohnedies nur Auftritte.

Vorerst, wenigstens.