)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 25 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Vorgestern Abend porträtierte ORF 2 den Dirigenten Christoph von Dohnányi, der heuer seinen 70. Geburtstag feiert. Der Film ließ vor allem den Gefeierten selbst zu Wort kommen, ein oft geübtes
Verfahren, bei dem Gefahr der Selbstgefälligkeit nicht völlig zu bannen ist.
Christoph von Dohnányi war von ihr freilich kaum bedroht. Von Maestro-Posen weitgehend frei, erzählte er aus seinem Leben: Sein Großvater, der Komponist Ernö von Dohnányi, verwandelte in den
fünfziger Jahren die Zwölftonkompositionen des Enkels in harmonisierten Wohlklang und schrieb an den Rand der ausgebesserten Partitur die Frage: "Warum so scheußlich, wenn es auch schön geht?"
Vielleicht gibt die Lebensgeschichte des Dirigenten eine Antwort auf diese Frage: In Sacrow, einem kleinen Ort zwischen Berlin und Potsdam, zeigte er den Zuschauern sein Elternhaus und berichtete,
dass sein Vater, Hans von Dohnányi, als aktiver Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt wurde. Diesen frühen Verlust, so meinte Dohnányi, habe er nur verwinden können, weil
er wusste, dass sein Vater einen sinnvollen und richtigen Kampf geführt habe.
Den Maßstäben und Normen seines Vaters fühlt sich der Dirigent auch in seiner Arbeit verpflichtet. Ausschnitte aus seiner Probenarbeit zeigten ihn als einen ernsten Musiker, der seine Kunst durchaus
nicht nur als Mittel zur Unterhaltung auffasst.