Jet-Deal nicht mehr Sorge Darabos’; dafür geht Eurofighter in die Offensive.
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Wien. Einer der letzten Briefe, die auf dem Schreibtisch von Verteidigungsminister Norbert Darabos landeten, war ein Terminansuchen des Eurofighter-Herstellers EADS - in Person des neuen Wien-Gesandten Wolf-Peter Denker (72). Das Treffen wäre spannend geworden, reduzierte Darabos die Stückzahl der Jets 2007 doch von 18 auf 15; zudem brachte er immer wieder einen möglichen Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag ins Spiel.
Nun wird Darabos-Nachfolger Gerald Klug mit Denker über angebliche "Luftgeschäfte" rund um den Deal plaudern, während Darabos in der Parteizentrale politische Bodenkämpfe austrägt.
Am Dienstag ging Denker vor Journalisten in die Offensive. Sollten im Zuge des Jet-Deals Schmiergelder geflossen sein, bringt er EADS als Opfer und nicht als Täter in Stellung. Hintergrund: Derzeit ermittelt die Justiz gegen die Briefkastenfirma Vector Aerospace, die dafür zuständig war, die berühmten "Gegengeschäfte" für Eurofighter abzuwickeln. Diese sollten - als Begleitmusik zum Deal - österreichischen Firmen Aufträge von EADS verschaffen und dadurch die heimische Wirtschaft stärken.
Denker meint nun: "Aerospace hat seine Leistung erbracht." Die Vereinbarung über Gegengeschäfte im Wert von 3,5 Milliarden Euro sei schon jetzt "übererfüllt". Aerospace sei wie ein Makler gewesen und habe in Raten rund 100 Millionen Euro bekommen - aber nur, wenn die entsprechenden Gegengeschäfte vom Wirtschaftsministerium und der beteiligten Firma bestätigt wurden. Das Honorar sei marktüblich gewesen, jeder geflossene Cent nachvollziehbar, so Denker.
Von Sub-Maklern, die Aerospace beschäftigt haben könnte, "wissen wir nichts", sagt Denker, auch nicht, wie EADS überhaupt zu Vector und zum später als Finanzjongleur verurteilten Gianfranco Lande gekommen sei, der vermutlich zentrale Figur hinter der dubiosen Briefkastenfirma.
Wie Vector die erreichte, "interessiert uns nicht", verweist Denker auf die Bestätigungen. Mit Vector habe es klare Vereinbarungen gegen Bestechung gegeben. Sollten jetzt Schmiergeldflüsse bei Vector entdeckt werden, sei EADS Geschädigter und werde von den damaligen Vector-Gesellschaftern Schadensersatz fordern.
Warum der Riesenkonzern EADS die Abwicklung der Gegengeschäfte überhaupt auslagerte, erklärte Denker damit, dass es neben Rüstungsaufträgen auch um zivile Aufträge gegangen sei, deren Vermittlung die Kapazitäten von EADS gesprengt hätten.
Der heimischen Justiz ist es hingegen "nicht wirklich klar", warum die Geschäfte über Vector liefen. Die meisten österreichischen Firmen hätten sich direkt an EADS gewandt.