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Ein ewiger Grenzgänger

Von Walter Hämmerle

Politik

Ewald Stadler im Porträt. | Wien. Ewald Stadler war noch stets für eine Überraschung gut, aber diese Volte hätten ihm wohl nur die wenigsten zugetraut. Wer je den einstigen "Dobermann" Jörg Haiders im Parlament gehört hat, wie er nach der Spaltung der Freiheitlichen die abtrünnigen Orangen mit Spott und Hohn überzog - "BZÖ? Sind das nicht die Bienenzüchter Österreichs" -, der konnte sich einen Seitenwechsel Stadlers bei bestem Willen nicht vorstellen.


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Und nun kommt er doch: Ewald Stadler (57) steht bereit, Haider braucht ihn nur noch auch offiziell zu rufen. Hinter den Kulissen scheint seine Kandidatur für das BZÖ längst fix ausgemacht. Dabei beantwortete er noch im März 2006 Spekulationen über eine Wiedervereinigung von Blau und Orange mit dem Sager "Warum sollte ich mich mit einer Leiche wiedervereinigen?"

Damals war Stadlers Welt tatsächlich eine andere. 2006 war die FPÖ wieder auf dem Weg nach oben, das BZÖ zwar noch Regierungspartei, aber außerhalb Kärntens ohne jede Basis. Und der Bruch mit Heinz-Christian Strache war noch nicht vollzogen.

Der erfolgte schleichend und erreichte seinen Höhepunkt 2007. Stadler passte genauso wenig in die neue FPÖ unter Strache wie er in die alte unter Haider gepasst hatte. Der brillante Rhetoriker, ausgestattet mit scharfem Verstand, ist nicht aus dem Holz, aus dem Teamspieler geschnitzt sind - und schon gar nicht ist er zum Parteisoldaten geeignet. Stadler war zeit seiner politischen Karriere, die in der Vorarlberger Landespolitik in den 90ern begann, ein politischer Egomane mit Hang zum Sektierertum.

Ausgerechnet in der antiklerikalen FPÖ verankerte Stadler das wehrhafte Christentum im Parteiprogramm; persönlich ist er Anhänger der ultratraditionalistischen katholischen Pius-Bruderschaft. Stets war der wortgewaltige ehemalige FPÖ-Klubobmann und Volksanwalt Gegenpol zu den diversen Buberlpartien Haiders - und auch mit dem Kreis, den Strache um sich scharte, konnte der Jurist nichts anfangen.

Haiders intellektuelle Kapazität respektierte Stadler, nur dessen ideologische Beliebigkeit zum Zwecke der Wählerstimmenmaximierung verachtete er. Über Straches intellektuelle Fähigkeiten sah Stadler so lange hinweg, so lange er politisch freie Hand hatte. Damit war es jedoch spätestens nach den Wahlen 2006 vorbei. Nach und nach geriet er intern erneut aufs Abstellgleis. Der schleichende Prozess eskalierte, als Jugendfotos Straches mit NS-Hintergrund auftauchten. Der FPÖ-Chef selbst sah sich als Opfer einer Intrige und Stadler als verantwortlichen Drahtzieher. Der Streit führte zum Austritt Stadlers aus der FPÖ im März 2007.

Nun sinnt Stadler in den Reihen Jörg Haiders auf Rache an Straches Mannen. In der kleinen Welt des Dritten Lagers ein gelungener Coup des Kärntner Landeshauptmannes -den Regierungsambitionen des BZÖ erweist er damit freilich keinen guten Dienst. Immerhin sprengten 2002 die beiden Weggefährten Hand in Hand die blau-orange Koalition zu Knittelfeld in die Luft. Nun marschieren sie wieder gemeinsam.