Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump verliert zunehmend Rückhalt bei der weiblichen Wählerschaft.
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Washington. Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton "sieht nicht präsidentiell aus", erklärte Donald Trump über seine Kontrahentin. Über Carly Fiorina, die sich ebenfalls um die republikanische Nominierung bemüht hatte, sagte er: "Schauen Sie ihr Gesicht an. Würde irgendjemand für so etwas stimmen?"
Andererseits erzählte Donald Trump 2007 bei einem Kongress in San Francisco, wie er ein "17 oder 18 Jahre altes Mädchen" höchstpersönlich interviewte, die sich als Kellnerin beworben hatte. Sein Team hätte ihn gewarnt: Das Mädchen habe keine Erfahrung. Aber Trump war es egal, denn sie war "so unglaublich schön, eine Weltklasse-Schönheit", und er stellte sie sofort ein. Diese Geschichte, mit der Trump illustrierte, was für ihn beim Einstellungsprozess die wichtigste Qualifikation ist, erzählte er ausgerechnet auf der Bühne eines Kongresses zur Erwachsenenbildung.
Verniedlichung von Unzucht mit der hübschen Lehrerin
Im Dezember 2004 waren die ganzen USA vom Sexskandal in einer Schule erschüttert: Eine 23-jährige Lehrerin wurde verhaftet, weil sie mit einem 14-jährigen Schüler Geschlechtsverkehr hatte. Das Gesetz war klar: Unzucht mit Minderjährigen sowie Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses.
Donald Trump wollte dagegen bei dieser Gelegenheit die von ihm sonst vernachlässigten Grautöne herausarbeiten. Bei der TV-Sendung "Imus in the Morning" nahm Trump folgendermaßen Stellung: "Haben Sie gesehen, wie sie (die Lehrerin, Anm.) aussieht?" Als der Moderator zugibt, dass sie "nicht schlecht aussieht", stimmt Trump ihm leidenschaftlich zu und erzählt, dass er "eine Menge Männer kennt, die gerade versuchen, ein Date" mit der Lehrerin zu bekommen.
Trevor Noah, Comedian in der US-Fernsehsendung "Daily Show", bringt es auf den Punkt: Für Trump sei "das ganze Leben ein einziger Schönheitswettbewerb, bei dem jede Frau mitmachen muss, ob sie will oder nicht".
Reichlich professionelle Erfahrung hat Trump ja mit dem Taxieren von Körpermaßen. Eine Zeit lang war er Miteigentümer von Miss Universe, einem der größten Schönheitswettbewerbe. Die Bewerbe wurden auf dem Sender NBC ausgestrahlt, doch nachdem Trump 2015 mexikanische Immigranten als Vergewaltiger darstellte, erklärte NBC, keine Geschäfte mehr mit Trump betreiben zu wollen, und beendete die Zusammenarbeit. Trump verkaufte daraufhin Miss Universe an die Talentagentur WME/IMG, die sich unter anderem mit der Ausrichtung von Martial-Arts-Kämpfen beschäftigt. Doch die Zeit, als Trump noch aktiv bei Miss Universe war, hat ihn im Wahlkampf nun eingeholt, als herauskam, dass er einst eine Miss Universe aus Venezuela nach ihrer Gewichtszunahme als "Miss Housekeeping" und "Miss Piggy" bezeichnet hatte. Er habe kein Problem, wenn Frauen etwas mehr wiegen, sagte Trump vor laufenden Kameras, aber als Miss Universe müsse man einen Standard erfüllen. Und während er bei der Pressekonferenz über die Gewichtszunahme und den Plan der folgenden Gewichtsabnahme der amtierenden Miss Universe sprach, musste Alicia Machado vor laufenden Kameras, als Rahmenprogramm sozusagen, Seilspringen und Gewichte stemmen. Trump war angetreten, der Miss Universe ihre ursprüngliche Form zurückzugeben. Sie selbst kam in diesem Fernsehclip gar nicht zu Wort, die Kamera konzentrierte sich auf die Auswirkungen des Seilspringens auf den Oberkörper der jungen Frau.
Hillary Clinton zauberte Machado und ihre Geschichte nun als Geheimwaffe bei der ersten Debatte der Präsidentschaftskandidaten aus dem Hut. Vor der Debatte hatte Clinton gegenüber Trump bei Frauen laut Umfragen nur einen Vorsprung von fünf Punkten. Drei Tage nach der Debatte war es sogar in einer Umfrage des konservativen Senders Fox News ein Vorsprung von 20 bis 23 Punkten.
Clintons Strategie scheint aufzugehen. Am Montag wurde sie bei einer öffentlichen Gesprächsrunde von einem 15-jährigen Mädchen gefragt, wie sie den Schaden, den Trumps Frauenbild in jungen Köpfen anrichtet, wieder gutmachen will. "Danke für die Frage", sagte Hillary Clinton sichtbar glücklich. "Du hast recht, mein Gegner hat diese Diskussion auf eine neue Ebene der Gemeinheiten gehoben." Und: "Wir müssen uns dagegen wehren." Der Applaus in dem von Frauen dominierten Publikum brandete auf, noch bevor Clinton zu Ende gesprochen hatte.