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Ein fairer Teppich für die Hofburg

Von Christine Zeiner

Politik

Etwa 100.000 Menschen sind in Nepal mit Knüpfen, Färben und Waschen von Teppichen beschäftigt. Sozial- und Umweltstandards sind meist Fremdworte. Um auf diese Problem aufmerksam zu machen, überreichte gestern Sherab Dolma Rana, Nepal-Koordinatorin der Organisation für faire Teppiche (Step), Bundespräsident Heinz Fischer einen Teppich aus ihrer Heimat.


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Rund 30 Prozent aller Teppichfabriken in Nepal halten sich an den zwischen Step, den Händlern und den Produzenten vereinbarten Verhaltenskodex, der "faire" Arbeitsbedingungen garantieren soll - wobei "fair" schwer zu definieren sei, bemerkt Dolma Rana. Sie zählt dazu die Standards der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO). Mit ihrem Lohn, erklärt Dolma Rana, müssen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter die Befriedigung ihre Grundbedürfnisse - Essen, Wohnen, Medizin - leisten können. Der Lohn ist so angesetzt, dass zehn Prozent gespart werden können.

Als Step-Kontrolleurinnen vergewissert sich Dolma Rana, ob etwa die Löhne gemäß der Vereinbarung ausgezahlt werden. Sie besucht Fabriken und spricht mit Besitzern und Arbeitern. "Wir schreiben den Knüpfern nichts vor. Sie sind es, die uns sagen, was sie brauchen", sagt Dolma Rana. "Wir organisieren Kindertagesstätten und Schulbesuche. Frauen lernen lesen und schreiben und ihre Rechte. Wann sie den Unterricht besuchen, bestimmen sie."

Die andere Seite

Kinderbetreuung in einer konventionellen Teppichfabrik: Dolma Rana zeigt ein Foto, auf dem ein achtjähriges Mädchen ein Baby hält, daneben steht ein Kleinkind. "Das Mädchen sollte lesen und schreiben lernen", meint Dolma Rana. Doch wer sollte sich dann um die Kleinkinder kümmern. Die politischen Unruhen in Nepal seit 1996 haben auch Auswirkungen auf die Teppichbranche: Viele Fabriksbesitzer kämpfen ums Überleben. Dolma Rana berichtet etwa von tagelangen Straßenblockaden, die den Transport verzögern, die Teppiche können nicht rechtzeitig verschifft werden. Weniger Umsatz bedeutet weniger Lohn. Die schlecht bezahlte Knüpfarbeit machen vor allem Frauen, denn als Arbeitsmigranten in anderen Ländern verdienen die Männer mehr. Den Frauen bleibt es überlassen, das Leben für sich und die Kinder zu organisieren.

"Viele Konsumenten wissen nicht, unter welchen Bedingungen Teppiche hergestellt werden. Es gibt ein enormes Informationsdefizit", meint Dolma Rana. "Als Bundespräsident kann ich die Öffentlichkeit auf den fairen Handel hinweisen", erklärte Fischer. "Fairer Handel ist eine wichtige Sache, die ich weiterhin unterstützen werde."