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"Ein falscher Politikansatz"

Von Walter Hämmerle

Europaarchiv

Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) im Interview. | Aufstand der Frauen gegen EU-Spitze | EU-Topjobs: Spannung vor Entscheidungsgipfel | "Wiener Zeitung": Frauen gegen Männer - ist das der richtige Hebel für Politik? | Wolfgang Bachmayer: Meistens erinnern sich Parteien vor Wahlen daran, dass Frauen die Mehrheit der Wähler stellen. Im Alltag bleibt trotz Lippenbekenntnissen aber keine konsistente Linie: Der ÖGB etwa ist ein Bollwerk männlicher Privilegien am Arbeitsmarkt. Angesichts der Krise ist das weder vernünftig noch zukunftsfähig.


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Im Zentrum der Debatte stehen Quoten für Frauen.

Ich habe meine Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Diskussion. Natürlich geht es nicht ohne zwingende Vorgaben, aber eigentlich müssten Frauen jetzt versuchen, ihre Stärken in alle Bereiche der Wirtschaft zu tragen. Typisch weibliche Werte wie "vorsorgend, vorsichtig, nachhaltig" haben sich nur in Nischen wie der Ökopolitik durchgesetzt, in Kernbereichen der Wirtschaft, etwa in der Finanzindustrie, gar nicht. Doch statt sich dafür einzusetzen, stützt die Politik lieber alte Industriesysteme, die sich als nicht zukunftsfähig erwiesen haben.

Studien weisen auf die Gefährdung junger Männer - vor allem mit Migrationshintergrund - hin, ohne Ausbildung und Job dazustehen. Man hört aber immer nur von Mädchen- und Frauenförderung. Wird hier eine zentrale Gruppe übersehen, die dringend Hilfe braucht?

Studien zeigen, dass die größte Gefahr für den sozialen Frieden von Männern unter 30 Jahren in prekärer sozialer Lage ausgeht. Es ist gut möglich, dass wir diese Gefahr ähnlich wie das Integrationsproblem vor 20 Jahren übersehen; vor allem, wenn man die Krise und die daraus resultierenden Schulden miteinkalkuliert. Man muss aber auch fragen, ob Frauenförderung nicht automatisch Männerdiskriminierung bedeutet.

Ist es so?

Teilweise, etwa bei Pensionen. Auch ein Lebens-einkommensvergleich würde die Unterschiede zwischen Männern und Frauen relativieren. Im Transferbereich profitieren Frauen überproportional.