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Ein Fellinirama vom Feinsten

Von Sabine Ertl

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Den Auftakt zum zehnten Todestag des großen Filmemachers Frederico Fellini, der sich am 31. Oktober jährt, setzte - wer sonst als die Mutter der Kulturkanäle - arte-TV, Montag- nacht mit der Dokumentation "Fellini - Ich bin ein großer Lügner". In der überlangen, fast hundertminütigen Dokumentation führte Regisseur Damian Pettigrew vor, wie Porträts funktionieren, um einem Jahrhundertgenie gerecht zu werden.

Mit einer Intensität und fast überschäumender Wissbegierde ließ Pettigrew Fellini reden, reden, reden. Die Regie sollte jedoch die deutliche Handschrift des Meisters tragen. So waren unter dessen sicherer Hand für eine straffe Dramaturgie neben unveröffentlichten Filmszenen an Originalschauplätzen auch Wortspenden ausgewählter Freunde zu sehen und hören. Im Zentrum stand ausschließlich Fellini selbst in einer scheinbar einzigen Einstellung, unverrückbar, distanziert, wie aus einer anderen Welt: zurückgelehnt im grauen Tweed samtroter Strickjacke und ebensolcher Krawatte und dem zweifachen Blick durch die übergroße Brille hindurch.

Jovial Fellinis Mimik, beschämend die Distanz und die gleichzeitige Nähe zum Publikum: "Ja, man könnte wirklich sagen, dass ich ein großer Lügner bin", "Lügen sind genauso interessant, bedeutsam und aufschlussreich wie eine angebliche Wahrheit", "Das Leben ist akribisch genau, obwohl es willkürlich erscheint." Oder mit jugendlichem Charme albernd ("Ich bin die Eisenbahn, meine Filme die Bahnhöfe.") Da bleibt nur zu hoffen, dass in den nächsten Tagen aus gegebenem Anlass das eine oder andere Meisterwerk längst vergangener Tage im Fernsehen zu sehen sein wird.