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New York · Indonesien und Portugal haben am Mittwoch im New Yorker UNO-Hauptquartier mehrere Abkommen über die Zukunft Osttimors unterzeichnet. Außer einem Basisabkommen über den von den | Vereinten Nationen vermittelten Autonomieplan gab es zwei Vereinbarungen über Sicherheitsvorkehrungen und über die Prozeduren des Abstimmungsverfahrens im August.
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UNO-Generalsekretär Kofi Annan war stolz, als er nach Jahren zäher und oft aussichtslos erscheinender Verhandlungen zwischen Indonesien und Portugal endlich ein "historisches Abkommen"
präsentieren konnte. Aber er wollte auch nicht verhehlen, wie schmal der Grat ist, der Krieg und Frieden in Osttimor trennt. Viel hänge nun davon ab, ob die Vereinten Nationen ihren Auftrag in einer
"ruhigen und friedlichen Umgebung" ausführen könnten, meinte Annan.
Davon ist die frühere portugiesische Kolonie allerdings weit entfernt. Die erste Hürde für die UNO ist die Vorbereitung der für den 8. August angesetzten Abstimmung über die Autonomie. "Wir dürfen
nicht naiv sein angesichts der Sicherheitslage in Osttimor", warnte der australische Außenminister Alexander Downer. Sein Land wird den größten Teil des vielleicht 900 Mann starken UNO-Kontingents
stellen und die Kosten decken ·nicht zuletzt, weil der Westen mit dem Kosovo-Konflikt beschäftigt ist und für die Inselhälfte am anderen Ende der Welt nicht allzuviel Interesse hat.
Für viele enttäuschend enthält das UNO-Abkommen nur vage Zusagen über die Entwaffnung der pro-indonesischen Milizen, beläßt den Militärs uneingeschränkt die Verantwortung für die Sicherheit. Dabei
machen auch unabhängige Beobachter gerade die durch ihre Greueltaten verhaßten Srtreitkräfte für die Bewaffnung der Milizen und deren Terror in den Straßen von Dili verantwortlich. Militärkommandant
Tono Suratman, den katholische Priester einen "Kriegsverbrecher" nennen, bleibt also ebenso wie der Großteil der rund 20.000 Soldaten. Und auch nach dem 8. August, wenn es denn zu einer Abstimmung
kommt, werden die Militärs nicht weichen.
Freudig überrascht von Einzelheiten des Abkommens haben die pro-indonesischen Gruppen am Donnerstag ihre Zustimmung zu dem Autonomieplan erklärt, sie sind zufrieden mit der gesicherten Militärpräsenz
Indonesiens. Es ist fast tragisch: Wäre ein solcher Vertrag vor einem Jahr geschlossen worden, hätten alle in Osttimor gejubelt. Hätte Präsident Baharuddin Yussuf Habibie nicht im Jänner die
Unabhängigkeit in Aussicht gestellt, wäre die versprochene Autonomie als Sieg gefeiert worden.
Doch nun, so fürchten viele, kommt das Angebot zu spät. Die meisten Beobachter rechnen, obwohl Prognosen schwierig sind, mit einer Ablehnung der Autonomie, weil die Unabhängigkeit lockt. Dann droht
ein neuer Bürgerkrieg, denn die pro-indonesischen Kräfte werden eine völlige Trennung von Jakarta nicht hinnehmen.