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Da staunten die Tischtennis-Fans nicht schlecht. Wurden sie doch am Donnerstag bei der WM im schwedischen Halmstad Zeugen einer historischen Begebenheit. Statt wie geplant im Viertelfinale der Frauen-Mannschaften direkt gegeneinander anzutreten, hatten die Spielerinnen von Süd- und Nordkorea nämlich beschlossen, ein gemeinsames Team zu bilden und am Freitag als eine Nation im Halbfinale anzutreten. Der sportlich kuriose, aber immerhin vom Weltverband gedeckte Beschluss erfolgte im Lichte des politischen Tauwetters, das derzeit auf der koreanischen Halbinsel herrscht und das zuletzt im erstmaligen Zusammentreffen zwischen den amtierenden Staatschefs von Nord und Süd am Grenzzaun einen neuen Höhepunkt erreichte.
Man fühlt sich angesichts der breit lächelnden Gesichter der koreanischen Tischtennis-Damen an die "Ping-Pong-Diplomatie" zwischen China und den USA in den 1970er Jahren erinnert, als es ebenfalls im Rahmen einer WM (Nagoya 1971) zu einem freundschaftlichen Austausch und in der Folge zu einem gemeinsamen Turnier zwischen Chinesen und Amerikanern in Peking kam. Den Spuren der Athleten folgten - so wie im Fall der beiden Koreas bei Olympia im Februar - bald die Politiker, zuerst Außenminister Henry Kissinger und dann 1972 Präsident Richard Nixon. Sein Besuch verbesserte nicht nur die diplomatischen Beziehungen, sondern gab auch den Anstoß für die wirtschaftliche Öffnung der abgeschotteten Volksrepublik.
Im Fall der beiden Koreas könnte es, sollte US-Präsident Donald Trump tatsächlich schon im Mai Nordkoreas Diktator Kim Jong-un treffen, vielleicht ganz ähnlich kommen. Dem Sport und Olympia sei Dank. Es gibt doch Hoffnung zu sehen, dass das internationale Sportbusiness mehr zu leisten imstande ist als Geld zu scheffeln.