Präsident Fischer besucht mit Vertretern aus Wirtschaft ressourcenreiches Land.
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Duschanbe. Emomali Rachmon hat Temperament. Der Staatschef Tadschikistans, der unter den Präsidenten Zentralasiens die wohl buschigsten Augenbrauen hat, zeigte sich beim österreichisch-tadschikischen Wirtschaftsforum in der Hauptstadt Duschanbe von seiner emotionalen Seite.
"Wir haben 400 Projekte", warb Rachmon eindringlich und empathisch um Investoren. "Kanadische Firmen steigen bei uns ein. Warum nicht auch österreichische? Kanada ist viel weiter entfernt." Mit den politischen Beziehungen sei er "sehr zufrieden", wirtschaftlich sei mehr möglich.
Der Aufforderung des tadschikischen Präsidenten hätte es wohl nicht bedurft: Mit Bundespräsident Heinz Fischer an der Spitze ist eine hochrangige österreichische Wirtschaftsdelegation in Duschanbe zu Gast, um "einen Fußabdruck" in Tadschikistan zu hinterlassen, wie sich Wirtschaftskammer-Vizepräsident Richard Schenz ausdrückte. Er unterstrich das "enorme Potenzial" des bis dato ärmsten zentralasiatischen Landes, das neben den größten ungenutzten Wasserkraft-Ressourcen der Erde unter anderem über reiche Vorkommen an seltenen Erden, Gold und Silber verfügt - allein: Es hapert meist an der Finanzierung der Projekte. Nur das nahe gelegene China hat bislang Direktinvestitionen in dem Krisenstaat getätigt, der in den 1990er Jahren durch einen Bürgerkrieg zwischen Ex-Kommunisten und Islamisten erschüttert worden ist. Der 1996 geschlossene Friede ist bis heute mehr als fragil: Präsident Rachmon hat seine islamistischen Widersacher mit großer Härte aus dem Staatsapparat gedrängt, der ganz auf ihn zugeschnitten ist. Die neu errichteten, blitzsauberen Paläste, in denen er Fischer empfangen hat, oszillieren zwischen persischem und Kreml-Prunk.
Prekäre Sicherheitslage
Blickt Rachmon aus seinen Prunkgebäuden auf die nah gelegenen, strahlend weißen Berge, hat er das Revier seiner Gegner im Visier. Die fragile Sicherheitslage und auch die mangelnde Rechtssicherheit für Investoren sind Gründe dafür, dass das Potenzial Tadschikistans noch brachliegt. Zudem werden gegenwärtig nicht alle Projekte Rachmons zügig finalisiert: Ob beispielsweise der gigantische Rogun-Staudamm, die größte Talsperre der Erde, jemals fertig wird, ist nicht sicher.
Rachmon stellt dennoch die Vorteile seines Landes heraus: Wer in Tadschikistan investiere, befinde sich im Zentrum Asiens. "Kabul ist nur 600 Kilometer entfernt", warb der Präsident, in einer Stunde sei man mit dem Flugzeug im indischen Delhi, China sei nahe. Außerdem habe Tadschikistan Fortschritte gemacht, sei seit kurzem WTO-Mitglied.
Österreich zeigte sich jedenfalls entschlossen, die vorhandenen Geschäftschancen zu nutzen - im Rahmen seines Zentralasien-Schwerpunkts, betonte Fischer. Der Bundespräsident strich gegenüber seinem tadschikischen Amtskolegen außerdem heraus, dass für gute Wirtschaftsbeziehungen "auch Rechtsstaatlichkeit notwendig" sei und dass Österreich Menschenrechtsfragen große Aufmerksamkeit schenke.