Landesrätin Mikl-Leitner vor Aufstieg zur Innenministerin. | Frau mit Erfahrung in Männerbünden. | St. Pölten/Wien. Jetzt also Johanna Mikl-Leitner und doch nicht Stephan Pernkopf oder Christoph Herbst. Früher hießen die Kandidaten für die mächtigsten Ministerjobs Josef Pröll, Liese Prokop und, auch wenn es heute niemand mehr gewesen sein will, Ernst Strasser. Morgen vielleicht doch noch Agrarlandesrat Pernkopf oder ÖAAB-Generalsekretär Lukas Mandl.
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Sie alle sind Planeten auf der Umlaufbahn um Erwin Pröll, den Fixstern am niederösterreichischen Sternenhimmel. Manche kreisen ganz nah, andere weiter entfernt, aber allen ist gemeinsam, dass sie im Einzugsbereich des politischen Gravitationsfeldes der niederösterreichischen ÖVP groß geworden sind oder diesem ihre Machtoptionen verdanken.
Von der Papierform her gehört auch Michael Spindelegger zur Hausmacht des nunmehr wieder einzigen Prölls im innersten Kreis der Macht. Allerdings musste sich der designierte neue ÖVP-Obmann von Anfang an auf Bundesebene seine politische Karriere bauen, in Niederösterreich war Spindelegger, sieht man vom Landes-AAB ab, nie ein heißer Kandidat für die Top-Jobs.
Bis oben hin voll mit Selbstbewusstsein
Das flache, tiefschwarze Land zwischen Enns, Thaya, March und Voralpen hat eine ganz eigene politische Kultur hervorgebracht: Deren Vertreter sind in aller Regel bäuerlich selbstbewusst und mit einem ganz besonderen Selbstbewusstsein ausgestattet. Und wenn es die Zeiten wieder einmal erfordern - und das tun sie aus St. Pöltner Perspektive eigentlich andauernd -, steht ein prall gefüllter Kandidatenpool für alles Mögliche zur freundlichen Unterstützung der brustschwachen Bundes-ÖVP bereit.
Nun also wird Mikl-Leitner die Nächste sein, die aus dem Umfeld Prölls den Sprung in ein Spitzenamt in der Republik schafft. Die 47-jährige Hollabrunnerin gilt als Fixstarterin im Team Spindeleggers für das Amt der Innenministerin, Maria Fekter ist - wie die "Wiener Zeitung" bereits vergangenen Donnerstag berichtete - als künftige Finanzministerin designiert.
Mikl-Leitner passt perfekt in das Politikerbild, das im Reich Erwin Prölls so gerne gelebt und gepredigt wird: erdig, kernig sowie durchsetzungs- und umsetzungsorientiert.
Kein Stilbruch im Innenministerium
Dass all dies auf Mikl-Leitner zutrifft, verwundert nicht, hat sie doch an der Erarbeitung dieses Leitbilds teils federführend selbst mitgearbeitet - die verheiratete Mutter zweier Töchter war vor ihrem Aufstieg zur Landesrätin für Arbeit, Soziales und Familie 2003 fünf Jahre lang Parteimanagerin der Landespartei. Der vielleicht bestorganisierte Parteiapparat Österreichs - neben jenem der Wiener SPÖ - trägt maßgeblich ihre Handschrift. Zu Beginn ihrer Berufslaufbahn arbeitete die studierte Wirtschaftspädagogin als Lehrerin an einer Handelsakademie.
Mikl-Leitner entspricht vom Politikertypus deutlich der eher kantigen Maria Fekter als der herzlichen Liese Prokop. Dass sie weiß, wie man einen männlich dominierten Organisationsapparat am Laufen hält, hat sie als Landesgeschäftsführerin in St. Pölten unter Beweis gestellt. Wie Fekter ist auch von Mikl-Leitner nicht anzunehmen, dass sie einem Disput aus dem Weg geht - das heikle Amt mit Sitz in der Wiener Herrengasse muss sich von daher also auf keinen Stilbruch beim Werben für "Law & Order" vorbereiten. Neue Töne könnte es höchstens in Integrationsfragen geben. Dem Vernehmen nach ist die ÖVP bestrebt, zwecks strategischer Neupositionierung in diesem Bereich, der neuen Innenministerin ein Staatssekretariat für Integrationsfragen zur Seite zu stellen.