Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Heute kein Rückblick, sondern eine Vorschau - auf eine Sendung, die in Österreich allenfalls als Geheimtipp gehandelt wird, die aber meiner Meinung nach schon seit Jahren mehr Aufmerksamkeit verdiente als einst das "Literarische Quartett" bekam, Reich-Ranicki hab' es selig. Die Rede ist vom "Literaturclub", einer Sendung des Schweizer Fernsehens, in der Literatur so präsentiert wird, wie sich die Schweizer Literatur selbst oft zeigt: ironisch, liebevoll, gescheit, zurückhaltend, weltgewandt.
Gastgeber der Sendung ist die einstige Ikone der Studentenbewegung, heute Europapolitiker der französischen Grünen, und als solcher einer der wenigen, denen auch politische Feinde gerne zuhören, weil er originell denkt und brillant formuliert: "Charming Boy" Daniel Cohn-Bendit. Er bringt alle guten Eigenschaften eines TV-Moderators mit - er sieht gut aus, er ist schlagfertig und dabei uneitel genug, sich naiv zu stellen, um seiner illustren Kritikerrunde und seinen Gästen (diesmal der österreichischen Autorin Marlene Streeruwitz) die Show nicht zu stehlen, sondern sie ihnen im Gegenteil zu ermöglichen. Wobei im "Literaturclub" selbst dann, wenn ein Werk nicht so gut wegkommt, stets mit Respekt über Bücher und Autoren geredet wird. Insgesamt also so ziemlich das Gegenteil des "Literarischen Quartetts" - und deshalb für alle Menschen, die Literatur lieben und die sich gerne auf hohem Niveau unterhalten, absolut empfehlenswert. Sehen Sie sich das an: "Literaturclub", Sonntag, 8. September, 10.15 Uhr, 3sat.