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Eines haben der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, die frühere Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts Jutta Limbach, die Politiker Eberhard Diepgen, Hans Eichel, Walter Momper und Klaus Wowereit, der Kabarettist Didi Hallervorden und die Publizistin Elke Heidenreich gemeinsam: Sie haben die Freie Universität (FU) besucht.
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Sie haben im bürgerlichen, noblen Berlin-Dahlem studiert oder gelehrt, dort im Grünen, wo sich der nach anglo-amerikanischem Muster angelegte Campus der FU ausbreitet, ein großes Gebäudeensemble aus "Rost- und Silberlaube", Mensa und "Berlin-Brain".
Schon am Anfang des 20. Jahrhunderts hatte der preußische Staat für eine in Dahlem geplante "Stadt der Wissenschaft" einen Grundstücksvorrat angelegt. Die infolge der Teilung Berlins 1948 gegründete und rasch wachsende FU konnte auf die Flächen zurückgreifen.
1963 wurde ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Den gewann der Entwurf eines jungen, bunt zusammengewürfelten Teams aus Paris. Ihm gehörten der griechischstämmige Georges Candilis an, der ebenso wie sein amerikanischer Kollege Shadrach Woods zeitweilig bei Le Corbusier gearbeitet hatte, sowie der aus Jugoslawien stammende Alexis Josic. In der Realisierungsphase kam der Berliner Manfred Schiedhelm hinzu.
Mit ihren strukturalistischen Konzepten gehörten sie in den 60ern zu jenen Architekten, die sich um das berühmte Team-X scharten und für eine Überwindung der Charta von Athen eintraten. Ihr Entwurf sah ein clusterartiges Raumgefüge vor mit einem vernetzten System von allgemein zugänglichen Straßen und Wegen, das die Uni-Einrichtungen und -Institute verbindet.
Zu den besonders beachteten Gebäuden zählte die 1973 eröffnete "Rostlaube", so benannt wegen ihrer Fassadenelemente aus Corten-Stahl, einem neuen, damals noch nicht erprobten Material, das eine stabile Rostpatina als wartungsfreie Schutzschicht ausbilden sollte - eine Erwartung, die sich leider nicht erfüllen sollte.
Nach Plänen von Gustav Müller und Heinrich Sobotka wurden die Universitätsbibliothek und der Henry-Ford-Bau im sachlich-eleganten Stil der späten 60er errichtet. Hier befinden sich das Auditorium Maximum, weitere große Hörsäle, Seminarräume und der Sitzungssaal des Akademischen Senats.
Gegen Ende der 70er entstand als Pendant zur "Rost-" die "Silberlaube", deren Fassadenelemente aus Aluminium bestehen. Kaum zehn Jahre später wurde bekannt, dass beide Lauben stark asbestbelastet waren und umgehend geschlossen werden mussten.
Nicht nur undichte Dächer und Decken, absturzgefährdete Unterdecken, verschlissene Bodenbeläge, abgenutzte Installationen - auch das aus den 60er Jahren stammende Nutzungs- und Belegungsmodell entsprach nicht mehr den Anforderungen der größer gewordenen und fachlich erweiterten Uni.
Berlins Senat ließ sich sieben Jahre Zeit, bis er einen Erneuerungswettbewerb auslobte, den Sir Norman Foster (Reichstagskuppel) gewann. Er restaurierte die modernistischen Gebäude und schuf für die FU ein neues Wahrzeichen, das spektakuläre "Berlin Brain", den Neubau einer philologischen Bibliothek.
Ihren Spitznamen verdankt sie der außergewöhnlichen Form, dem menschlichen Gehirn nachempfunden. Grandios überspannt die Kuppel fünf Ebenen. Eine gekrümmte Außenhaut mit silbrigen Aluminiumpaneelen und Isolierverglasungen umhüllt die Bibliothek. Durch eine Innenmembran aus Glasfasergewebe wird das einfallende Sonnenlicht gedämpft, so herrscht im Inneren eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre zum Studieren und Forschen.