Die Gegnerschaft zum Iran verbindet | Saudi-Arabien und die USA. Die | Zusammenarbeit funktioniert hervorragend, trotz | unterschiedlicher Strategien für das Zweistromland.
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US-Außenministerin Condoleezza Rice mag zwar die Schlagzeilen mit ihrer diplomatischen Mission im Nahen Osten füllen, aber um einen Eindruck vom Machtpoker hinter den Kulissen zu bekommen, sollte man auch einen Blick auf die Aktivitäten von Vizepräsident Dick Cheney werfen, der diese Woche nach Saudi-Arabien reist.
Der saudische König Abdullah, der im Herbst eine aggressive Kampagne gestartet hat, um den Einfluss der Iraner in der arabischen Welt einzudämmen, ist in den letzten neun Monaten zum wichtigsten arabischen Verbündeten der Bush-Regierung geworden.
Cheneys Besuch soll der Bekräftigung der Freundschaft dienen, trotz der Uneinigkeit über den Irak und die Palästinenser und trotz (oder vielleicht wegen) einiger Kommentare Abdullahs, die Distanz zu den USA erkennen ließen.
Wie man in Saudi-Arabien hört, soll König Abdullah gegen eine Aufstockung der US-Truppen im Irak sein: Der Plan könne leicht scheitern und vergrößere die Gefahr, dass endgültig ein Bürgerkrieg alles verwüste. Abdullah soll auch das Vertrauen in Iraks Ministerpräsidenten Nouri al-Maliki verloren haben und darauf, dass dieser die religiösen Gräben überwinden und das Land doch noch einen kann.
Die Saudis scheinen die jetzige irakische Regierung austauschen zu wollen, weil sie einen starken iranischen Einfluss vermuten. Sie unterstützen den früheren Interimsministerpräsidenten Ayad Allawi, einen säkularen Schiiten, der auch die Unterstützung vieler irakischer Sunniten hat, und dessen Strategie es laut seinen Beratern ist, die religiösen Spannungen zu nützen, um eine neue Koalition aus Sunniten, Kurden und säkularen Schiiten zu bilden. Dank der politischen und finanziellen Unterstützung aus Saudi-Arabien soll er bereits genug Stimmen auf sich vereinigen.
Die Bush-Regierung scheint jedoch für einen Allawi-Putsch wenig Begeisterung aufbringen zu können - trotz all der Frustration über Maliki. In den USA fürchtet man, dass ein Regierungswechsel in Bagdad das politische Chaos nur noch verschlimmern und die Rufe nach einem Abzug der US-Truppen verstärken würde.
Die Gärung in der gesamten Region hat zu einem gewissen Teil mit der Erwartung zu tun, dass die US-Truppen bald abziehen, egal was auch immer die Bush-Regierung verkündet. Um diese Spekulationen zu dämpfen, soll Präsident Bush den Saudis zugesagt haben, dass die US-Truppen während seiner Präsidentschaft den Irak sicher nicht verlassen werden. "Das gibt uns 18 Monate Planungszeit", war daraufhin aus saudischen Quellen zu hören.
Die bisherige Verständigung zwischen den USA und den Saudis war meist recht erfolgreich. Schon im Libanon-Krieg unterstützten die Saudis in enger Zusammenarbeit mit den USA die libanesischen Sunniten und Christen, um ein Gegengewicht zum Einfluss der schiitischen Hisbollah zu schaffen. Die US-saudische Kooperation funktionierte aber auch im Jemen, wo beide die Regierung gegen eine vom Iran finanzierte Gruppe unterstützten.
Ein Thema bei Cheneys Besuch wird aber auch Syrien sein. Die Saudis, selbst bestrebt, die Spannungen mit Syrien abzubauen, unterstützen den Vorstoß der USA, die Hilfe Syriens für die Stabilisierung des Iraks zu suchen.
Das Herzstück der US-saudischen Allianz ist aber ein neuer Versuch, mit dem Iran fertigzuwerden. Das hat sich Irans aufwieglerischer Präsident Mahmoud Ahmadinejad selbst zu verdanken. Denn sein vielleicht schlimmster Fehler war es, die Saudis mit seinem Gehabe so sehr zu erschrecken, dass sie ihre traditionelle Zurückhaltung nun endgültig aufgeben und sich auf geheime Strategieberatungen mit dem abgebrühten Cheney einlassen.
Übersetzung: Hilde Weiss