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Ein Geschäft unter Freunden

Von Karl Leban

Wirtschaft

VIG an weiteren Zukäufen interessiert. | Bonuszahlung an Aktionäre nach Rekordjahr 2008. | Wien. Noch im April nimmt die Vienna Insurance Group (Wiener Städtische) über eine Anleihe 250 Mio. Euro an frischem Geld auf. Wer die Emission zeichnet (und das voll), steht schon jetzt fest. Es ist die Erste Group Bank, mit der Österreichs größter Versicherer auch sonst über eine enge Vertriebspartnerschaft verbandelt ist.


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Da man sich gerade unter Freunden gegenseitig hilft, wird die Vienna Insurance Group (VIG) nach der Emission ebenfalls 250 Mio. Euro flüssig machen, um bei der Ersten Partizipationskapital zu zeichnen. Mit Blick auf die globale Finanzkrise will die Erste ihren Kapitalpolster mit bis zu 2,7 Mrd. Euro auffüllen. Davon sollen 70 Prozent von der Republik und 30 Prozent von Privaten kommen.

Mit der VIG an Bord wird es für die Erste nun jedenfalls wesentlich leichter, die angestrebte Privatquote zu erreichen. Hintergrund: Bei zumindest 30 Prozent Privaten müssen für Partizipationskapital nach EU-Vorgaben jährlich "nur" acht Prozent Zinsen bezahlt werden (andernfalls wären es weit mehr). Das gegenseitige Engagement von VIG und Erste Bank mit je einer Viertelmilliarde läuft unter dem Strich somit auf ein Nullsummenspiel hinaus: Denn im Fall des VIG-Bonds geht es ebenfalls um eine achtprozentige Verzinsung.

Ausstieg bei Wüstenrot

Für Überraschung hat VIG-Chef Günter Geyer Dienstagabend in der Bilanzpressekonferenz aber nicht nur mit dem Thema Anleihe gesorgt, sondern auch mit der Nachricht, dass der Verkauf des 31,6-Prozent-Anteils an der Wüstenrot-Versicherung nun doch noch fixiert werden konnte. Käufer des Pakets ist die Wüstenrot-Holding, die damit zum Alleineigentümer wird.

Laut Geyer veräußert die VIG in einem ersten Schritt zwölf Prozent - für 70 Mio. Euro. Die restlichen Anteile werden später zu noch nicht genannten Konditionen verkauft; den Zeitpunkt kann die VIG mittels Put-Option selbst bestimmen.

Der Deal kommt insofern unerwartet, als Geyer den geplanten Ausstieg aus der Wüstenrot-Versicherung im Herbst zurückgestellt hatte. Zuvor hatte es sich an seinen Preisvorstellungen gespießt: 150 Mio. Euro sollen ihm damals zu wenig gewesen sein.

Nichtsdestotrotz ist Geyer in Osteuropa, wo die VIG nach dem Kauf des Versicherungsgeschäfts der Ersten zur Nummer eins aufgerückt ist, an weiteren Akquisitionen interessiert. Vor allem in Polen und Bulgarien will er die Augen offen halten. Sofern etwas auf den Markt kommt, wäre Geyer auch an dem einen oder anderen osteuropäischen Filetstück des US-Versicherungsriesen AIG interessiert (AIG muss aus Not Familiensilber verkaufen). In Frage kämen aber nur Lebensversicherer, so Geyer.

Eine volle Kriegskasse

Bei der VIG ist die Kriegskasse nach dem Rekordjahr 2008 mit rund einer Milliarde Euro jedenfalls prall gefüllt. Dass der Konzern trotz allgemeiner Krise im Geld schwimmt, lässt sich auch daran ablesen, dass er für das vergangene Jahr zusätzlich zu einer Dividende von 1,10 Euro je Aktie im Oktober einen "Treuebonus" von 90 Cent auszahlt.

Kurz zu den Ergebnissen für 2008: Die Prämien legten um gut 14 Prozent auf 7,9 Mrd. Euro zu. Der Netto-Gewinn stieg um 31 Prozent auf 442,3 Mio. Euro.