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Der Autobauer BMW will vor allem mit der neuen 1er-Baureihe die zu erwartenden Verkaufsrückgänge beim Hauptabsatzträger 3er mehr als wett machen und erwartet deshalb heuer einen neuen Verkaufsrekord und auch 2005 kräftiges Wachstum. Schon auf den ersten Testkilometern zwischen Freising und Landshut hätten wir den 1er bei einem Fotostopp gleich zwei Mal an begeisterte Bayern verkaufen können.
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Aber wir haben ihn nicht hergegeben, dafür hat er beim Fahren viel zu viel Spaß gemacht - vom Drücken des Startknopfs angefangen über das Konkurrenz-Scheuchen mit 225 km/h auf der Autobahn bis zur Vollbremsung zur Rettung einer Fasanenmutter samt Küken in einer schönen schnellen Bergab-Rechtskurve bei Kukuruzfeldern. Was die BMW-Ingenieure versprochen haben, wird gehalten: Fahrdynamik, Kurvenlage wie ein Großer - die 50:50-Gewichtsverteilung und der Hinterradantrieb machen's möglich.
Mit dem 1er, der ab dem 18. September ausliefert wird, wagen die Münchener nach dem Debakel mit Rover Ende der 90er Jahre den zweiten Anlauf für den Eintritt in die so genannte Kompakt-Klasse. "Wir wollen in neue Dimensionen wachsen", sagte BMW-Vertriebs- und Marketingchef Michael Ganal am Montagabend in München. Es liege deshalb nahe, sich neue Segmente zu erschließen.
Jährlich 12 Mio. Zulassungen in der Kompaktklasse
In der so genannten Kompaktklasse, in der auch der VW Golf, der Opel Astra oder die A-Klasse von Mercedes angesiedelt sind, würden jährlich weltweit rund 12 Millionen Fahrzeuge zugelassen. Alleine in Deutschland waren es 2003 gut 780.000. Weltweit solle das Segment bis Ende des Jahrzehnts um 20% zulegen, wobei Premium-Marken überdurchschnittlich abschneiden dürften - sie sollten bis 2010 um bis zu 50% zulegen. Derzeit liege der Premium-Anteil in der Klasse bei lediglich 7%. "Wenn man dieses Segment erfolgreich betreten kann, hat man ein gewaltiges Potenzial", resümierte Ganal. "Wir glauben schon, dass wir 100.000 Fahrzeuge mindestens im ersten vollen Jahr absetzen können." Schätzungen von Experten, die sogar von bis zu 200.000 verkauften Automobilen ausgehen, bestätigte Ganal ebenso wenig, wie er sie dementierte.
Nach Österreich sollen heuer noch 600 bis 700 Stück kommen. 2005 will man dann 2.000 Stück verkaufen, davon gut 70% mit Dieselmotoren. Die kommen alle aus dem Motorenwerk im oberösterreichischen Steyr.
Größte Modelloffensive in der BMW-Geschichte
BMW befindet sich in der größten Modelloffensive seiner 75-jährigen Automobilgeschichte und bringt mit dem "1er" die zehnte Baureihe auf den Markt. Zum Jahreswechsel waren bereits der kleinere Geländewagen X3 und das 6er-Coupé gestartet. Für die Zeit nach 2006 ist die Einführung eines Vans im Gespräch. Die Münchener hatten Mitte der 90er Jahre bereits einmal den Massenmarkt ins Visier genommen und hierfür 1994 den britischen Autohersteller Rover gekauft. Über diesen Umweg - so damals die Hoffnung - könnten mögliche negative Effekte für die Marke BMW vermieden werden. Doch die Integration von Rover scheiterte, so dass BMW nun Jahre später unter dem eigenen Logo einen zweiten Anlauf wagt. Dabei gilt die Konkurrenz in dem Segment als äußert hoch: Neben VW, Opel, Mercedes oder etwa Audi mit dem A3 sind in der Kompakt-Klasse auch japanische Anbieter wie Toyota oder Honda vertreten. Manche Analysten sorgen sich deshalb, dass der 1er, der in der günstigsten Variante mit 115 PS ab 19.800 Euro zu haben ist, die Margen bei den Münchenern verwässert. "Dieses Fahrzeug genügt wie alle anderen Fahrzeuge unseren Renditeansprüchen", sagte Ganal und fügte hinzu, er rechne nicht damit, dass sich BMW wie etwa VW beim Golf V auf Rabatte einrichten müsse. "Was wir aus dem Markt hören, sind wir nicht falsch gepreist."
Vor allem der 1er dürfte Ganals Worten zufolge im kommenden Jahr dafür sorgen, dass BMW trotz des anstehenden Modellwechsels beim Hauptabsatzträger 3er seine Verkaufszahlen steigern kann. Die 3er-Baureihe dürfte Experten zufolge im Herbst 2005 einen Nachfolger bekommen. Traditionell sinken am Ende des Produktzyklus eines Modells die Verkaufszahlen, weil die Kunden auf das neue Modell warten. Auf die Frage, ob BMW dennoch einen Absatzschub verzeichnen werde, sagte der Vorstand: "So soll's sein."
2004 auf dem besten Weg, Rekordjahr zu werden
Für 2004 sei der Konzern zudem auf "bestem Weg", den angekündigten Rekordabsatz einzufahren, nachdem bereits im Vorjahr mit rund 1,105 Millionen Fahrzeugen eine neue Bestmarke erzielt worden war. Mit dem Juni-Absatz der Kernmarke BMW zeigte sich Ganal ebenfalls zufrieden. Die Zuwachsrate im laufenden Monat werde über 13% liegen.