Zum Hauptinhalt springen

Ein "Global Deal" gegen das Patt der Weltkrise

Von Herbert Rauch

Gastkommentare
Herbert Rauch ist Jurist und hat 1972 das Institut für Sozialanalyse gegründet. Er war in verschiedenen Projekten tätig (unter anderem 1992 im Kosovo), seit 2000 ist er in der NGO "European Sustainable Development" (ESD) engagiert und auch Co-Autor des Buches "Die Wende der Titanic" (Oekom-Verlag/München, 2005).

Unser Planet bräuchte eine zeitgemäße globale Ordnung, damit ihn endlich alle Menschen zivilisiert genießen könnten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Sehen wir unsere Situation auf dem Planeten Erde einmal aus der Sirius-Distanz an: Da gibt es Denklager aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wo die einen den Markt an sich für etwas Böses halten, untragbar für die Zukunft zumindest, und die anderen die Staatsbürokratie an sich unbrauchbar finden. Und in diesen Positionen graben sie sich in mentalen Gräben ein und schweigen zu allen Anstrengungen der anderen Seite, denn die dort drüben sind doch retardiert und keines Dialoges wert! Und einige träumen dabei von dezentralen kleinen Einheiten, dort wäre alles schön und heil . . .

Die echte Krise (der Klimawandel ist nur ein Teil davon) schwelt inzwischen kräftig weiter. Ist es also nötig, dass es dicker kommen muss? Und muss die Menschheit - in ihrer Mehrheit an mentaler Trägheit kaum zu überbieten - dabei noch mehr Natur zerstören, bis sie richtig leidet oder zugrunde geht? Anstatt sich zu einem anderen Kontext-passenderen Gesamtsystem tunlich für alle aufzuraffen.

Wer ist diese Menschheit eigentlich: die Regierungschefs, die CEOs, die obersten Beamten - oder die Stadionmassen, die Plakatkleber, die Wahlbürger? Und kann sich ohne einen "Global Deal", also ein planetar konzipiertes Abkommen, überhaupt noch etwas Wesentliches bewegen? Eine zeitgemäße globale Ordnung (es muss ja keine perfekte sein) ließe uns erstmals in der Weltgeschichte einen der schönsten denkbaren Planeten zivilisiert genießen, und wir könnten sogar noch ein enormes Weltall erkunden.

Erste Schritte für solch einen Deal sind naheliegend:

Die Über-Über-Gewinner des wachstums- und finanzdominierten Systems wie ein Warren Buffett und viele andere haben erklärt, sie wollten ja gerne mehr Steuern zahlen, für das Gemeinwohl. Gut. In einem Globalabkommen würden die Global Player dies festhalten und Experten in einem Konklave die Details regeln.

Die für das Gemeinwohl auf dem Planeten nicht zukunftstauglichen Finanzinstitutionen und -prozesse würden allesamt radikal zukunftsfähig gemacht (also reguliert).

Die Unternehmen machen eine Schubumkehr: Alles, was der Zukunftsfähigkeit schadet, würde weltweit mit einer passenden Ressourcenverbrauchssteuer progressiv besteuert. Alles, was der Zukunftsfähigkeit nützt, würde weltweit gefördert.

Alle jungen Menschen auf dem Planeten würden einen gemeinwohlförderlichen Grunddienst (Katastrophenhilfe etc.) leisten und dann eine Grundsicherung bekommen.

Wir könnten unsere persönliche Freiheit behalten und die Sicherheit mittels moderner Technologie und kluger(!) Innovationen gewährleisten. Dann blieben noch genug harte Nüsse zu knacken (Endlagerung von Atommüll, Ozeanreinigung, Produktivland zurückgewinnen etc.).

Aber all das bräuchte natürlich ein Abkommen aller starken Kräfte des 21. Jahrhunderts - also aller Staaten, aber auch aller Konzerne, weltweiten Kirchen und NGOs. Warum moderiert eigentlich nicht die EU so etwas? Noch könnten sich diese Kräfte in Genf oder Wien zusammenfinden. Oder aber sie wurschteln weiter wie bisher und warten, bis noch mehr Trümmer herumliegen, das Klima noch bedrohlicher wird und Ressourcen- und Religionskriege noch mehr Tote fordern.