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Private Partner als Alternative zu Klinik-Schließungen? | Wenig passende Anbieter - nicht nur gute Erfahrungen. | Wien. Wer hätte gedacht, dass Österreich in Europa ein Vorreiterrolle zukommt, was kostensparende Auslagerung im Gesundheitsbereich betrifft? Im Jahr 1982 wurde die - extra dafür gegründete - damalige Voest-Tochter Vamed mit der Fertigstellung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) betraut. Heute betreibt sie über ihre Tochter Vamed-KMB (Krankenhausmanagement und Betriebsführungs GmbH) dort die gesamte Technik.
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"Europäisch gesehen" sei die Gründung der Vamed "ein Glücksfall" gewesen, meint Reinfried Sure, Präsident der Europäischen Fachvereinigung für Krankenhaustechniker. Damals hätte niemand an Auslagerungen im Krankenhausbereich gedacht: "Wir haben das als Ansporn genommen." Sure glaubt, dass in Zukunft PPP-Modelle (Public-Private-Partnership, Kooperationen zwischen öffentlichen Institutionen und Privatunternehmen) eine wichtige Rolle spielen werden.
Die Vorteile der Ausgliederung der technischen Betriebsführung liegen für Eduard Frosch, Geschäftsführer der Vamed-KMB, auf der Hand: Private sind viel flexibler, meint Frosch, der selbst noch die Technik im AKH für die Stadt Wien gemanagt hat, bevor dieser Bereich 1993 an die KMB abgegeben worden ist.
"Ich habe geschaut, dass wir von der Stadt wegkommen", meint Frosch gegenüber der "Wiener Zeitung". Alleine beim Personaleinsatz könne er nun viel effizienter agieren.
Kosten reduzieren
Bei den mit der Stadt Wien vereinbarten Einsparungen liege man, so Frosch, im Plan. Die Betriebskosten belaufen sich insgesamt auf 830 Mio. Euro jährlich. Laut AKH-Chef Reinhard Krepler ist das nur halb so viel wie ursprünglich angenommen. Für die KMB geht es vor allem um die Reduktion von Folgekosten, die durch den Betrieb veralteter Anlagen entstehen. Im AKH werden deshalb jährlich 13 Mio. Euro in die Technik investiert.
Neben den 42.000 medizintechnischen Geräten kümmert sich die KMB unter anderem um 1500 Klima- und Lüftungsanlagen, 130 Aufzüge, eine 7,5 Kilometer lange Container-Transportanlage und um ein riesiges Notstromaggregat. Dabei profitiert nicht nur die Stadt Wien - durch Kostensicherheit - von der Auslagerung: Vamed vermarktet ihr hier erworbenes Know-how als Dienstleister im Gesundheitsbereich weltweit - bis hin zum Sieben-Sterne-Luxusspital in Kuala Lumpur.
Das Unternehmen ist zwar kürzlich an der renommierten Berliner Universitätsklinik Charité ein ähnliches Engagement wie am AKH eingegangen, dennoch macht das Modell der umfassenden Ausgliederung im Gesundheitsbereich - trotz explodierender Kosten - nicht so recht Schule. Für Detlef Mostler, Präsident des Österreichischen Verbandes der Krankenhaustechniker, sind Auslagerungen eine "sehr komplexe" Sache. Es gäbe zu wenig Anbieter, die das volle Spektrum abdecken können. Spitäler hätten auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.
Verhaltene Bereitschaft
Außerdem ortet Sure erst "verhaltene" Bereitschaft bei Politikern. Diese würden die "falschen Schlüsse" daraus ziehen, dass der medizinischen Fortschritt zu immer kürzeren Verweildauern führt, und Krankenhausbetten streichen. Die Kooperation mit privaten Partnern sei eine kostengünstige Alternative zu Spitalsschließungen.