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Ein Goldschatz für die Armen?

Von Daniel Jahn

Wirtschaft

Bei der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank am nächsten Wochenende soll über ein mögliches Goldgeschäft beraten werden, von dem die ärmsten Staaten der Welt profitieren sollen. Es geht um die gewaltigen Goldreserven des IWF. Fonds-Direktor Rodrigo Rato wird einen Vorschlag vorlegen, wie diese einen Schuldenerlass finanzieren können.


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3217 Megatonnen Gold (1 Megatonne entspricht 1 Mio. Tonnen) - der IWF hat nach eigenen Angaben einen der größten Goldschätze der Welt eingelagert. Der Fonds verbucht sein Gold jedoch weiterhin zum Wert von nur 9 Mrd. Dollar (7 Mrd. Euro), während der aktuelle Marktwert bei etwa 45 Mrd. Dollar liegt. Nun wird die Möglichkeit diskutiert, einen Teil der Reserven auf dem Markt oder an eine Zentralbank zu verkaufen - oder einfach in den Büchern höher zu bewerten.

Die treibende Kraft hinter dem Gold-Plan ist der britische Finanzminister Gordon Brown, dessen Land derzeit den Vorsitz in der Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G7) innehat. Bei einer G-7-Tagung im Februar in London hatten die Finanzminister den IWF-Direktor aufgefordert, bei der Frühjahrstagung ein Konzept für die mögliche Verwendung des Goldschatzes zu unterbreiten. Innerhalb der G7, ist der Gold-Plan jedoch umstritten. Rato ließ aber wissen, dass er der Heranziehung des Goldschatzes aufgeschlossen gegenüber steht.

7 Mrd. für 11 Mrd. Schulden

Der IWF-Chef favorisiert einen Verkauf auf dem Markt, da dies der "effizienteste" Weg sei. Allerdings dürfe der Goldmarkt nicht durch den Verkauf einer übergroßen Menge des IWF-Schatzes aus den Fugen gebracht werden - 16% könnten, meint man, verkauft werden, ohne den Marktpreis zum Absturz zu bringen. Das wiederum würde etwa 7 Mrd. US-Dollar bringen. Die Verpflichtungen der am stärksten verschuldeten Staaten gegenüber dem IWF liegen bei insgesamt 11 Mrd. Dollar.

Der Goldschatz des IWF stammt aus früheren Zahlungen der Mitgliedstaaten, die in dem Edelmetall geleistet wurden. Vor einigen Jahren nutzte der Fonds diese Reserven erstmals für den Schuldenerlass, u.a. Brasilien und Mexiko.

Ob nun die Goldreserven erneut mobilisiert werden, hängt letztlich davon ab, ob die Bedenken der US-Regierung ausgeräumt werden können. Denn die USA sind -Hauptanteilseigner des IWF und können einen Golddeal per Veto blockieren.