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Ein guter Chef ist nicht genug

Von Christoph Irrgeher

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Auch ein Umweg kann zum Ziel führen. Im Fall von Matthias Naske ein fast maßgeschneiderter Umweg. Bereits 2007 war er für das Wiener Konzerthaus im Gespräch, 2013 wird er dessen Leiter - und wirkt dafür nun wie geschaffen. Seit Jahren verantwortet er die Philharmonie Luxemburg, die mit ihrer bunten Programmmischung ebenso Offenheit signalisiert wie das Wiener Konzerthaus. Und: Als Gründungsintendant des Luxemburger Hauses hat Naske wohl auch Entscheidungen abseits eingespielter Routine treffen müssen - eine Erfahrung, die in Zeiten schwindender Finanz-Selbstverständlichkeiten kein Schaden ist.

Wobei das Thema Geld gerade am Wiener Konzerthaus ein großes ist. Umbauschulden schlagen da mit Zinsen von jährlich bis zu 300.000 Euro zu Buche. Bis zu fünf große Projekte könnte man damit finanzieren, sagt Intendant Bernhard Kerres. Der geht nach dieser Saison. Auf Druck des Präsidiums? Gut möglich. Von schlechter Chemie hat man gehört. Ob es nur um Organisatorisches oder auch Künstlerisches ging, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Die Wechselwirkung dieser Themen aber ist evident: In der vorigen Saison nahm sich das Klassikprogramm des Hauses (das seine 100. Saison nun freilich mit einigen Highlights spickt) bescheiden aus neben dem Offert des Musikvereins. Zwar gab es laut Kerres einen Plan zur Schuldentilgung - der landete wirtschaftskrisenbedingt aber in der Schublade.

Es wird wohl mehr brauchen als nur einen beherzten und fähigen Nachfolger, dem Haus wieder finanzielle Spielräume zu eröffnen. Nämlich auch eine Schubladen öffnende, öffentliche Hand.