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Ein Hauch Suharto kehrt zurück nach Indonesien

Von Alexander U. Mathé

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Die Tochter des ehemaligen Präsidenten hat offiziell die Kontrolle über einen der beliebtesten Fernsehsender übernommen.


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Die alte Diktatur wirft ihre Schatten auf Indonesien. Siti Hardijanti Rukmana hat diese Woche offiziell wieder die Kontrolle über einen der beliebtesten Fernsehsender Indonesiens, Media Nusantara Citra TV (MNCTV), übernommen. Die älteste Tochter des früheren indonesischen Präsidenten Haji Mohamed Suharto hatte sich in einem Rechtsstreit vor dem Obersten Gerichtshof durchgesetzt. Damit besitzt die 65-Jährige rechtzeitig vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im April beziehungsweise im Juli Zugang zu einem effektiven Machtinstrument.

Die politische Macht hatte Siti Hardijanti Rukmana - von den Indonesiern kurz "Tutut" genannt - mit dem Rücktritt ihres Vaters abgegeben. Eigentlich war sie als seine Nachfolgerin auf dem Präsidentensessel vorgesehen gewesen. Doch nach lang anhaltenden Studentenprotesten und vor dem Hintergrund der Asienkrise fiel der Suharto-Clan 1998 und mit ihm auch die damalige Sozialministerin. Dafür hatte sie es während der Regentschaft ihres Vaters von 1966 bis 1998 zu erklecklichem Reichtum gebracht. Das "Time"-Magazin schätzte ihr Vermögen 1999 auf 700 Millionen Dollar. Der Reichtum rührte unter anderem von Autobahnen her, die ihre Firma in Indonesien, Myanmar und auf den Philippinen baute. Bereits 1991 gründete sie den Fernsehsender TPI, der dann später in MNCTV umbenannt wurde. 2005 hatte sich ein anderer Konzern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion 75 Prozent der Aktien an TPI gesichert. Doch sei dieses Vorgehen nicht rechtmäßig gewesen, urteilte der Oberste Gerichtshof und stellte den Sender zurück ins Eigentum von Siti Hardijanti Rukmana.

"Tututs" Gegner stellen sich bei MNCTV schon einmal auf Diktatur-Nostalgie vor den Wahlen ein. Immerhin haben "Tutut" und ihre Geschwister in Suhartos Geburtsregion bereits ein Museum eröffnet, das die Jahre "politischer und wirtschaftlicher Stabilität" anpreist. Ganz so enthusiastisch werden das die Hinterbliebenen des Massakers von 1965 wohl nicht sehen. Unter dem Kommando Suhartos, der damals noch General war, ermordete die Armee nach einem Putschversuch bis zu eine Million Menschen - vorwiegend Kommunisten und chinesischstämmige Bürger.

Ihre persönlichen politischen Ambitionen hat "Tutut" vorläufig auf Eis gelegt. Nach dem Abtritt ihres Vaters wollte sie sich 2004 den Präsidentschaftswahlen stellen, brachte es allerdings nie so weit. Denn bei den Parlamentswahlen hatte es ihre Partei, die Nation Functional Party, lediglich auf 2,1 Prozent der Stimmen gebracht. Damit scheiterte sie an der Fünf-Prozent-Hürde für einen Einzug ins Parlament. Mit ihrem Fernsehsender wird "Tutut" nun bessere Stimmung für ihre Interessen machen können.