Melonen, Mini-Kiwis, Zitronen und Oliven gibt es auch aus heimischem Anbau. Es ist kein einfaches Business.
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Die Exoten sind auf dem Vormarsch: Aufgrund der immer häufiger auftretenden Hitzeperioden werden hierzulande immer mehr wärmeliebende Früchte angebaut. So sorgen an heißen Sommertagen mittlerweile auch Melonen aus Österreich für Erfrischung. In Europa werden die wasserhaltigen Fruchtkugeln, die wie Gurken und Zucchini zur Familie der Kürbisgewächse gehören, hauptsächlich in Spanien, Italien und Griechenland angebaut - und jetzt auch in Niederösterreich und im Burgenland.
Auch Mini-Kiwis gedeihen in unseren Breiten, etwa im Weinviertel und in der Südoststeiermark. In Kärnten wiederum züchtet ein Landwirt in seiner Gärtnerei über 200 Zitronensorten, und auf dem Biofeigenhof in Wien-Simmering werden rund 150 verschiedene Feigensorten angebaut. Ein burgenländisches Start-up zeigt in Mörbisch am Neusiedler See, dass auch der Olivenanbau in Österreich funktioniert.
Bedeutet das für die Konsumenten in Zukunft nie wieder Importware? Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, dämpft die Erwartungen, Österreichs Obst- und Gemüsebauern könnten bald mediterranen Ländern Konkurrenz machen. "Der Anbau von Früchten aus dem Süden ist bei uns viel aufwendiger und geht erheblich ins Risiko", sagte er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die heimischen Landwirte würden mit exotischen Sorten deshalb eher Nischen bedienen.
Spätfrost gefährdet wärmeliebende Pflanzen
Eine weitere Einschränkung: "In Österreich steigen zwar die Temperaturen, aber wir werden nach wie vor strenge Winter und Spätfrost erleben." Früchte wie Melonen profitieren von den steigenden Temperaturen. "Beim Absinken der Temperaturen auf 8 bis 10 Grad stellen sie ihr Wachstum ein", weiß Lembacher. Ein Tag Spätfrost oder feucht-kühlere Perioden würden ausreichen, um großen Schaden anzurichten. Auch extreme Wetterereignisse, wie sie auch in Österreich immer häufiger vorkommen, könnten eine Ernte innerhalb kürzester Zeit vernichten. Mitte Mai hatte heftiger Hagel in Lorca in der südspanischen Region Murcia 50 Hektar Wassermelonen zerstört.
Lembacher gibt auch zu bedenken, dass in Österreich später geerntet werde als in Südeuropa. Oft gehe die Ernte bis in den Herbst hinein, wo dann die Nachfrage seitens der Konsumenten nicht mehr so hoch sei wie im Sommer. Die Melonenernte mit Folientunneln vor kalten Nächten zu schützen und somit zu verfrühen, koste Geld, was sich auf die Preise auswirke.
Im Biobeerengarten Hummel in Loosdorf bei Mistelbach werden seit 35 Jahren auch Mini-Kiwis im Freiland angebaut, die zu Marmeladen, Kompott, Dessertweinen oder Likör weiterverarbeitet werden. "Der Kiwi-Anbau ist durch den Klimawandel viel schwieriger geworden, weil der Spätfrost zunimmt", sagt Johannes Hummel, der die Biolandwirtschaft mit seiner Frau Katharina Schödl-Hummel betreibt. Die Pflanze überlebt den Frost zwar, aber die empfindlichen Blütenknospen erfrieren, die komplette Ernte fällt aus. In einem guten Jahr macht die Kiwi-Ausbeute 5.000 Kilogramm aus. Die Pflanze könnte zwar durch eine sogenannte Frostberegnung geschützt werden, bei minus 12 Grad wie etwa heuer im April sei das aber vergebene Mühe, meint Hummel.
Für einige Landwirte seien exotische Pflanzen wirtschaftlich durchaus relevant, der Großteil der heimischen Betriebe werde aber weiterhin traditionelle Landwirtschaft und Tierhaltung betreiben, ist Ferdinand Lembacher überzeugt. Zu beobachten sei eine Verschiebung von C3- zu wärmeliebenden C4-Pflanzen wie Mais und Hirse. Diese stammen ursprünglich aus tropischen und subtropischen Regionen. Sie können mit den wärmeren Bedingungen besser umgehen und werden daher vermehrt angebaut.
Wasserversorgung als große Herausforderung
Die große Herausforderung für den heimischen Obst- und Gemüseanbau sei es, die regelmäßige Wasserversorgung sicherzustellen, betont der Agrarexperte. Insbesondere der Osten Österreichs leide zunehmend unter langen Trockenperioden. Zunehmend machen den Landwirten auch Schädlinge Sorgen, die bisher nicht oder nicht in dieser Intensität in Österreich aufgetreten seien. So sind beispielsweise gefräßige Zikaden, die früher nur in südlichen Nachbarländern vorkamen, vermehrt auch hierzulande anzutreffen.