Husni Bey, Red Bull-Importeur in Libyen, im Interview. |
§§"Wiener Zeitung": Sie importieren Red Bull und Rauch-Fruchtsäfte. Kürzlich haben libysche Behörden ein Verbot auf Red-Bull-Importe erlassen. Sind Sie zu erfolgreich? *
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Husni Bey: Die Kontroverse hat sich gelegt. Red Bull wird in Libyen nun als Nahrungsmittel definiert und wir importieren wieder. Da Standards für Energy Drinks fehlten, wollten manche Menschen das Getränk zur Droge umtaufen. Einerseits hat Red Bull Feinde und andererseits wollte man uns prüfen. Ich hatte damit kein Problem, denn ich habe nichts zu verbergen. Wir sind einer der gewichtigsten Steuerzahler hier, während andere ihre Steuern nicht oder ungenügend bezahlen. Die Behörden sehen unsere Steuerlast und glauben, dass wir einen viel höheren Anteil der Wirtschaft darstellen, als der Fall ist, also prüfen sie uns.
Wie leicht kann in Libyen ein Unternehmer groß werden?
Man kann nie groß werden, denn wir sind ein kleines Land. Der Jahres-Gesamtumsatz des Privatsektors überschreitet 2,5 Mrd. Euro nicht, man ist immer nur ein Hecht im kleinen Teich.
Würden Sie uns einen Überblick Ihrer Tätigkeiten geben?
Die HB Group ist der größte private Investor in Libyen mit breit gestreutem Anlagespektrum. Wir beteiligen uns mit Familiengeldern mit bis zu 30 Prozent an Unternehmen und investieren in Logistik, Immobilien, Tourismus, Produktion, Pharma, Konsumgüterhandel und Schifffahrt.
Erneuerbare Energien existieren in Libyen kaum. Wäre das interessant für Sie?
Als Privatunternehmen braucht man dazu die Unterstützung der Regierung. Diese subventioniert aber Energie aus den konventionellen Quellen, sodass Strom für Endverbraucher fast nichts und Benzin nur 8 Cent pro Liter kostet.
Das Wirtschaftsministerium will diese Politik ändern.. .
Konventionelle Energie sollte weniger gefördert werden, da sie ein Nährboden für Schmuggel ist. Geschätzte 40 Prozent unseres Öls werden aus dem Land geschmuggelt.
Bisweilen werden Gesetze von einem Tag auf den andern geändert. Erleben Sie das auch?
Der Hauptaktionär in Libyen ist mit 85 bis 90 Prozent der Staat. Wenn er das Gesetz zum Negativen ändert, schadet er sich selbst. Es ändert sich daher nicht die Rechtsordnung, sondern die Interpretation von Gerichtsentscheidungen. So gibt es eine Gesetzesinterpretation, wonach libysche Staatsfonds einen 51-prozentigen Anteil an Firmen halten müssen, die Produktionsgüter importieren. Was zur Folge hat, dass ausländsiche Firmen mit ihren Gütern im Hafen warten. Das ist falsch und wird wohl zurückgenommen werden.
Würden Sie sich als Privatinvestor um staatliche Infrastruktur-Projekte bewerben?
Nein. Für mich ist der Cashflow das wichtigste und ich sitze ungern in Warteräumen. Die staatlichen Projekte sind die größten, aber langes Warten kann ein Unternehmen auch brechen.
Die Schweizer Regierung hat das Normalisierungsabkommen mit Libyen suspendiert. Wir sitzen im Flugzeug, Sie fliegen von Tripolis aus nach Zürich. Wie geht das?
Es ist überhaupt kein Problem, in die Schweiz zu fliegen.
Zur PersonHusni Bey ist Vorstandsvorsitzender der 1944 gegründeten HB Group in Tripolis. Diese hält nach eigenen Angaben Anteile an 12 Unternehmen, nach Regierungsangaben sind es weitaus mehr.