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Der österreichische Krimi-Autor Wolf Haas, der eben einen neuen Roman vorgelegt hat, in dessen Mittelpunkt wiederum der Detektiv Brenner steht, war vor seiner schriftstellerischen Karriere Texter in der Werbebranche. Gar keine so schlechte Voraussetzung, ist doch auch der umgekehrte Fall in die Literaturgeschichte eingegangen: Bertolt Brecht. Brecht hat, als er längst ein arrivierter Dichter war, Werbesprüche verfasst, u. a. diesen - "unser motor: singendes erz" - für ein Steyr-Kraftfahrzeug. Von seinem Kollegen Haas aber, das entnahm ich jüngst der "Zeit im Bild", stammt der eingängige Slogan "Österreich 1 gehört gehört".
Als mich Frau Thurnher in die Haas'sche Urheberschaft einweihte, schellten in mir die Erinnerungsglocken: Erst vor wenigen Monaten, als ich mich an den Ufern des Rheins herumgetrieben hatte - dort, wo er am schönsten ist: zwischen Bingen und Koblenz -, ist mir ein Sujet aufgefallen, mit dem für den dort einstrahlenden Südwestdeutschen Rundfunk geworben wird: "SWR3 gehört gehört" war da selbstbewusst auf den Plakatwänden zu lesen. Wie das? frage ich mich. Was war zuerst? SWR oder Ö1? Wer hat hier von wem abgekupfert? (Gerade die Werbebranche ist ja ebenso berüchtigt für ihren kreativen Umgang mit dem Original wie Brecht für seinen mit dem Plagiat.) Oder hat gar Haas für zwei Auftraggeber ein und dieselbe Arbeit geliefert? Wird demnächst sein neuer Roman auch in einem anderen Verlag erscheinen? Das gehört untersucht: Ein heißer Fall für Brenner.