Seit November 1963 arbeitet er für die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), seit 1992 war er Leiter der Abteilung Außenwirtschaft und Integration, heute kurz AWO genannt: Egon Winkler hat Österreichs Exportwirtschaft Jahrzehnte lang maßgeblich begleitet und höchst erfolgreich geleitet. Mit 30. Juni gab er seine Funktion als AWO-Chef an seinen Nachfolger Walter Koren ab, per Jahresende 2002 geht er auch als stv. Generalsekretär der WKÖ in Pension - und doch nicht in den Ruhestand: Seit 1. Juli stellt er sein Know-how und seine internationalen Kontakte in den Dienst der Olympia-Bewerbung Salzburgs für die Winterspiele 2010.
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Kein lauter "Selbstvermarkter" verlässt mit Winkler die WKÖ, sondern ein besonnener Herr, der stets loyal und pflichtbewusst vor allem "seiner Sache", der Exportwirtschaft, gedient hat. Diese liegt ihm nach wie vor am Herzen: "Ich habe mich stets um eine praxisnahe und effiziente Außenhandelsunterstützung für unsere Unternehmen bemüht". Insbesondere nach der Reform 2001 verfüge die AWO über "eine sehr straffe Organisation mit einem ausgewogenen Leistungsspektrum" - eine solide Basis für künftige Exporterfolge.
"Mister 110%"
Dass ihm WKÖ-Präsident Christoph Leitl mit der Titulierung "Mr. 110%" für die Leistung Rosen streut, dass die Exporte unter Winklers 10jähriger Abteilungsleitung verdoppelt wurden und im Vorjahr die "Schallmauer" von 1.000 Mrd. Schilling durchbrachen, nimmt Winkler bescheiden: "Die Leistung erbringen die Unternehmen, wir können sie nur bestmöglich auf den Märkten unterstützen." Dass ihm dabei ein gewisses Augenzwinkern nicht verloren gegangen ist, erklärt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" so: "Ich war immer ein ,Junger', mein ,Mittelalter' habe ich irgendwie ausgelassen - und zu meiner Überraschung war ich plötzlich der Älteste in meiner Abteilung". Was mit seinem langjährigen Auslandsengagement - in den Außenhandelsstellen Hongkong, Tokio, Brüssel, Los Angeles, und New York - zu begründen sei: "An jedem neuen Posten fängt man immer wieder von vorne an."
Der Lockruf Auslandstätigkeit sei auch ausschlaggebend für seine Bewerbung bei der Wirtschaftskammer gewesen, denn: "Als Vorarlberger lebt man grenzüberschreitend", erzählt Winkler, "schon als Buben haben wir einen Pass gehabt und sind mit dem Fahrrad über die Grenze gefahren" - Ferienjobs wie Karottenernten in der Schweiz inbegriffen: "Es war lustig, Franken zu verdienen."
"Karriere-Retter" Koren
In der Genfer "Societé des Banques Suisse" hat der junge Jus-Absolvent der Uni Innsbruck nach einem Semester am britischen King's College in Cambridge auch gearbeitet, "bis mir klar wurde, dass ein Österreicher in einer Schweizer Bank nicht wirklich weit kommen wird". Am meisten gelernt habe er in der Wirtschaftskammer vom damaligen stv. Abteilungsleiter Fridolin Koch: "Er hat uns Junge sehr gefordert und dabei gleichzeitig auf unsere Meinung Wert gelegt", erinnert sich Winkler.
Koch habe auch die wichtigsten Eigenschaften eines Handelsdelegierten vorgelebt: "Ein hervorragendes Auftreten, Konsequenz, zielgerichtete Dynamik, großes Einfühlungsvermögen, aber auch umfangreiche Sprachkenntnisse - man muss in diesem Job auch in anderen Kulturen zurecht kommen." Der 1992 erreichte Diplomatenstatus für Handelsdelegierte als Botschaftsmitglieder diene "der persönlichen Sicherheit in manchen Ländern ebenso wie dem erleichterten Zugang zu offiziellen Stellen", der unter Winklers Ägide verordnete obligatorische Inlandsaufenthalt nach drei Auslandsposten soll "die Nähe zur Organisation und zum Heimatland" sichern. Dass er neben "schönen Erfolgserlebnissen im Ausland" - wie ein Millionenauftrag für Plasser & Theurer in Tokio, bei dessen stockenden Verhandlungen er mit dem Hinweis, "dass die Handelsbilanz sehr einseitig ist und sich Österreich Maßnahmen gegen den Import japanischer Produkte überlegen könnte", den Abschluss-Auslöser getroffen hat - auch "gefährliche" erlebt hat, beschreibt Winkler so: "Der damalige Bundeskammer-Präsident Rudolf Sallinger ist an der Spitze einer Parlamentarier-Delegation aus den damals drei Regierungsparteien VP/SP/FP zum offiziellen Besuch nach Los Angeles gekommen. Als Handelsdelegierter war ich für die Organisation verantwortlich - und sehr aufgeregt, denn Sallinger war unberechenbar: Alles musste rasch und nahtlos gehen und wenn ihm etwas nicht gepasst hat, dann war man schnell gefeuert". Alles lief gut - bis zu einem Abendessen, das schneller zu Ende ging als geplant: "Unsere Autos waren noch nicht wieder zurück und alle sind vor dem Restaurant gestanden. Stephan Koren hat damals meinen Kopf gerettet", erzählt Winkler, "er hat meine Not erkannt und schnell eine Diskussion angezettelt, wie man ,ÖVP' am besten ins Englische übersetzen könnte - und alle waren in der Wartezeit bestens beschäftigt." Als eine "große Entscheidung von Präsident Leo Maderthaner" wertet Winkler sein Avancement zum AWO-Leiter: "Ich war ja immer im Ausland und nie in Wien, ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mehr als ein Handelsdelegierter werden könnte." Seine Amtszeit als Chef der Außenwirtschaft war von den einschneidenden Ereignissen EU-Beitritt und Ostöffnung begleitet - "beides sehr positiv für Österreichs Wirtschaft, aber die Anforderungen an die Außenhandelsstellen sind enorm gestiegen".
"Mindestens 145 Jahre"
Zwei wesentliche Reformen hat Winkler mitgetragen, verbunden mit den undankbaren Aufgaben der Streichung der Außenhandels-Förderung und zuletzt der einsparungsbedingten Schließung von Außenhandelsstellen. Dutzende Handelsdelegierte und Referenten im Pensionsalter mussten gehen - "und im 67. Lebensjahr bin ich auch schon längst ,überfällig'", sagt Winkler. Die Berufsentscheidung für die Wirtschaftskammer habe er "nie bereut", der neuen Aufgabe als verantwortlicher Generaldirektor für die Salzburger Olympiabewerbung sieht er mit Freude entgegen. Und danach? "Ein bissl nix tun und dann alle Plätze als Tourist besuchen, wo ich beruflich stationiert war", lacht Winkler, "aber dafür müsste ich etwa 145 Jahre alt werden".