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Ein Herzerl für Weihnachten

Von Christina Böck

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Etwas ist neu. Am Rathausplatz blinkt es nicht mehr in allen Farben, die das Prater-Autodrom angewidert übergelassen hat. Man fühlt sich nicht mehr beobachtet von X-Large-Blaseengeln, die an LED-Diarrhoe leiden und Lichttröpfchen absondern, kurz: Mitten in Wien steht nicht mehr der größte, Christkindlmarkt-gewordene Migränetrigger. Das belebteste Hüttendorf unter der Punschdunstglocke hat eine Kitschfastenkur durchgemacht.

Die einen also mögen die Reduktion auf eine LED-Leuchten-Farbfamilie begrüßen, andere wieder sehen das so: Schockschwerenot, wo ist der Herzerlbaum?

Nun muss man wissen: Der Herzerlbaum war ein mit leuchtend roten Herzen mindestens überladener Parkbewohner, den viele Wiener offenbar als geheimes Wahrzeichen des Rathausplatz-Christkindlmarkts empfunden haben. Das ist insofern eine Überraschung, als man bisher annehmen musste, das Langos sei das geheime Wahrzeichen des Christkindlmarkts. Naturgemäß gibt es bereits eine Petition auf Facebook, die das Herzerlgeleuchte zurückfordert. Das ist würdig und recht, es ist ja wirklich nicht einzusehen, dass bei so wichtigen Entscheidungen der Stadtpolitik keiner vorher gefragt wird. Übrigens muss sich auch Coca-Cola mit einer ähnlichen Empörungswelle herumschlagen. Beim neuen, von Weihnachtsnostalgikern hoch in der Gunst stehenden jährlichen Werbespot, in dem ein Laster durch die Lande zieht, ist nämlich Skandalöses zu beobachten. Santa Claus zwinkert nicht mehr nach vollzogenem Brausegenuss. Das geht ja nun echt nicht.

Bei Weihnachten hört sich nämlich wirklich der Spaß auf.