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Ein Kommandant der Aufständischen warnt, dass das Zögern der USA den Einsatz von chemischen Waffen durch Assads Regime begünstige.
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General Salim Idriss, Kommandant der aufständischen Truppen in Syrien, beanstandete, der Wunsch von US-Präsident Barack Obama, "zu warten und zu warten auf mehr Beweise", dass das syrische Regime chemische Waffen eingesetzt hat, würde deren weiteren Einsatz begünstigen - und dass diese Angriffe nur aufhören würden, wenn die USA und ihre Verbündeten eine Flugverbotszone durchsetzten.
Idriss, der den gemäßigten Flügel der Freien Syrischen Armee anführt, hat sich zum Schlüsselverbündeten der USA im syrischen Konflikt entwickelt. Er sagt, seine Truppen hätten bereits genug Informationen, um Obamas Fragen nach dem Wie, Wo und Wann zu beantworten. Er begrüßte die Pläne der USA, seine Truppen auszubilden, diese Maßnahme sei aber nutzlos, wenn Machthaber Bashar al-Assad weiter mit chemischen Waffen angreift.
Idriss, ein in Deutschland ausgebildeter Techniker, der sich vorigen Sommer von Assad lossagte, äußert gemäßigte, unkonfessionelle Ansichten. Er ist gegen die extremistische Al-Nusra-Front und sagt, dass er seine Kämpfer angewiesen habe, nicht mehr mit ihr zusammenzuarbeiten. Er bestätigte mir gegenüber seine Aussage vom Februar, dass er bereit ist, mit den Befehlshabern der syrischen Armee, wenn sie nichts mit dem Tod von Zivilisten zu tun haben, über einen politischen Übergang zu verhandeln. Er sei auch bereit, sich "jetzt sofort" mit russischen Verhandlungspartnern treffen. Die US-Regierung sieht Russland als unabdingbaren Teilnehmer jedes ausverhandelten politischen Übergangs in Syrien. Obamas Wunsch nach einer Zusammenarbeit mit Russland ist ein Grund, warum er so zurückhaltend auf die Anschuldigungen, Assad setze Chemiewaffen ein, reagiert.
Besonders betonte Idriss seinen Bruch mit der Al-Nusra-Front, die ein Ableger der Al-Kaida im Irak ist: "Wir arbeiten nicht mit Al-Nusra zusammen. Wir teilen nichts mit ihnen." Er sagte, Kämpfer der extremistischen Gruppe wären zwar an der Seite einiger seiner Bataillone in die Schlacht gezogen, "aber aufgefordert wurden sie nicht dazu." Die Extremisten unter Druck zu setzen, wird unmöglich sein ohne mehr Hilfe aus der Türkei, deren Grenze die syrischen dschihadistischen Kämpfer täglich überqueren, um Geld und Nachschub von reichen Arabern aus der Golfregion zu erhalten. Die USA hoffen, dass die Türkei härter durchgreifen wird. Das wird ein Schlüsselthema sein beim Besuch des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan in Washington Mitte Mai.
Um seine Bitte nach Hilfe zu unterstreichen, bereitet Idriss einen Brief an Obama vor: "Mr. President, wir brauchen dringend Ihre Unterstützung, da die Freie Syrische Armee weder die erforderliche Ausbildung noch die Ausrüstung hat, den Auswirkungen von Assads chemischen Waffen etwas entgegenzusetzen", lautet der Entwurf. "Das zukünftige freie Syrien wird keine Massenvernichtungswaffen brauchen", heißt es weiter. Mit anderen Worten: Um "sinnlose" chemische Waffen loszuwerden, muss man Assad loswerden.
Übersetzung: Redaktion