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Der Hut hatte schon einmal ein besseres Image. Nicht einmal das kurze Revival, das die Hipster-Clique Opas kurzkrempigem Strohhut beschert hat, hat ihn gerettet. Was bleibt, ist im schlechtesten Fall das Entsetzen, das sich ausbreitet, wenn man sich hinter einem Auto wiederfindet, das von einem huttragenden Lenker chauffiert wird.
Eine Folge dieses Kulturverfalls ist nun, dass jene italienische Hutfirma, deren Name synonym für elegante Männerkopfbedeckung steht, pleite ist. Borsalino musste Insolvenz anmelden. Bereits 2015 musste das Unternehmen aus misslicher Lage - 30 Millionen Euro Schulden - gerettet werden. Das ist natürlich vor allem für die 100 Mitarbeiter der Firma im Piemont ein herber Schlag. Aber auch für den Hut als Kulturgut bedeutet das nichts Gutes. Prägende Szenen der Filmgeschichte wären nicht dieselben ohne Borsalino: Harrison Ford rettete seinen Fedora als Action-Archäologe Indiana Jones, noch bevor er schönen Damen zu Hilfe eilte. Damit er den bedrängten Damen formvollendet gegenübertreten konnte, versteht sich. Ein Mafiapate war kein ernstzunehmender Mafiapate, wenn kein Borsalino auf dem dichten Haar wogte. Und dann natürlich "Casablanca": Die berühmte Abschiedsszene am Flughafen hat neben Humphrey Bogart und Ingrid Bergman einen dritten Hauptdarsteller: Bogarts smarten Hut.
Die Firma im Piemont hat bis zuletzt immerhin noch 400.000 Hüte aus Kaninchenfell im Jahr hergestellt. So schade. Sie hätte für diese modisch orientierungslose Welt eine große Stütze gegen die Baseballkappisierung der Marke Trump sein können.