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Ein Jahr mit vielen Superlativen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Aktionären winkt eine um 50 Prozent höhere Dividende. | Geschäftsausblick zumindest bis Ende des Jahres rosig. | Wien. "Der Konzern hat ohne Frage neue Dimensionen erreicht." Voestalpine-General Wolfgang Eder kam bei der Bilanzvorlage geradezu ins Schwärmen. Stolz verkündete er für das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/08 (per Ende März) das vierte Rekordergebnis in Folge.


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Dazu beigetragen hat neben der robusten Nachfrage auf Kundenseite vor allem die - im Vorjahr für Milliarden zugekaufte - Edelstahlperle Böhler-Uddeholm.

Ihren Umsatz konnte die Voest, die weltweit mehr als 300 Werke betreibt, damit um gut die Hälfte auf 10,5 Mrd. Euro hebeln (Grafik). Erstmals wurde die Schallmauer von zehn Milliarden durchbrochen. Der Betriebsgewinn legte ebenso um die Hälfte zu - auf 1,5 Mrd. Euro. Abzüglich der Abschreibungen für die Böhler-Übernahme, die aus bilanztechnischen Gründen notwendig sind und in den nächsten Jahren abreifen, waren es 1,2 Mrd. Euro, die verdient werden konnten. Den Aktionären kündigte Voest-Chef Eder am Donnerstag eine um 50 Prozent höhere Dividende an. Pro Aktie sollen 2,10 Euro ausgeschüttet werden.

Keine Konjunkturkrise?

Für 2008/09 erwartet sich Eder einen operativen Gewinn in Vorjahreshöhe (1,5 Mrd. Euro). Eine Konjunk turkrise sieht er nach wie vor nicht: "Alle Industriesektoren sind gut ausgelastet. Mir fehlt das Verständnis für die ewigen Kassandra-Rufer." Ein Abschwung in Europa sei nicht in Sicht, und es seien kaum Auswirkungen durch die Konjunkturschwäche in Nordamerika zu erwarten. "Jedenfalls bis Jahresende 2008 sollte die Nachfrage in allen Geschäftsbereichen auf hohem Niveau bleiben", so die Einschätzung Eders. Den massiv gestiegenen Kosten bei Rohstoffen (wie Kohle, Erz oder Schrott) soll mit weiteren Preiserhöhungen Paroli geboten werden.

Ebenfalls auf der Agenda für das laufende Jahr sind kleinere Zukäufe, für die so wie in den kommenden Jahren bis zu 300 Mio. Euro reserviert sind. Damit sollen ausschließlich die Stahlverarbeitungssparten des Konzerns (Bahn, Profile, Automotive und Edelstahl) breiter aufgestellt werden. Bis 2010/11 will Eder die klassische Stahlsparte, die Rohstahlproduktion, von zuletzt 50 auf 40 Prozent des Umsatzes zurückdrängen und die - weit margenträchtigeren - Verarbeitungssparten auf 60 Prozent hochfahren.

Schwarzmeer-Projekt

Unabhängig davon prüft die Voest derzeit wie berichtet vier mögliche Standorte für ein Stahlwerk am Schwarzen Meer - in vier Ländern (Bulgarien, Rumänien, Türkei und Ukraine). Ob und wo das mehr als 5 Mrd. Euro teure Werk gebaut wird, soll bis Ende des Jahres entschieden werden. Die Detailuntersuchungen zur technischen Konzeption und Wirtschaftlichkeit will Eder noch im Sommer abschließen. Ob das Mega-Projekt gestartet wird, ist auch davon abhängig, ob es bald Klarheit über das langfristige CO2-Regime in der EU gibt.

Denn die Voest sieht sich durch Brüssel trotz ihrer Vorreiterrolle beim Einsparen von Energie bestraft. Allein 2008/09 müssen für den Kauf von CO2-Zertifikaten 40 Mio. Euro aufgewendet werden. "Viele unserer Mitbewerber (außerhalb der EU) müssen das nicht", gibt sich Eder säuerlich.

Ungemach droht dem Unternehmen bei seinem Plan, die Böhler-Aktie vom Kurszettel der Wiener Börse zu nehmen. Vielen Kleinaktionären erscheint die Barabfindung von 70,26 Euro zu niedrig. Dazu Eder: "Ohne Sudern geht´s in Österreich offenbar nicht. Auch wenn wir wie bei der Übernahme 73 Euro bieten würden, gäbe es immer noch wen, dem das zu niedrig wäre." Eder rechtfertigt den Preis mit zwei Bewertungsgutachten, die beide zum selben Ergebnis gekommen seien.