Zum Hauptinhalt springen

Ein Jahrhundert Stillstand

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es hat eigentlich gut angefangen. Bereits 1927 hat erstmals eine Frau ein Drehbuch für einen britischen Film geschrieben, ihn inszeniert und produziert: Das war Dinah Shore, der Film hieß "Carry on". Es ging nicht so fortschrittlich weiter, wie eine Studie nun beweist. Das Britische Filminstitut (BFI) hat eine Datenbank über alle britischen Filmproduktionen seit 1911 erstellt. Bei der Durchsicht hat sich gezeigt, dass in mehr als 100 Jahren Frauen reichlich unterrepräsentiert geblieben sind. 1913 waren 31 Prozent der Besetzung weiblich, bei heuer gedrehten Filmen lag der Schnitt immer noch nur bei 30 Prozent.

Nicht nur diese Stagnation ist ärgerlich, auch dass sich die Rollen für Frauen in einem ganzen Jahrhundert kein bisschen weiterentwickelt haben. Frauen spielen der Analyse zufolge großteils namenlose Charaktere wie Prostituierte und Krankenpflegerinnen. Dass ein Großteil der Ärzte in Großbritannien Frauen sind und etwa auch die Londoner Polizei eine Präsidentin hat, spiegelt sich überhaupt nicht im kreativen Schaffen wider, erläutert das BFI. Für solche Rollen werden in Filmen im Regelfall Männer besetzt.

Es ist absurd, dass jungen Kinobesuchern, welchen Geschlechts auch immer, auf der Leinwand vorgemacht wird, dass Positionen, die Frauen im wahren Leben längst erreichen können, nur Männern vorbehalten sind. Die Wurzel des Problems liegt freilich daran, dass es immer noch Männerdomänen gibt: Nur eins von zehn britischen Drehbüchern schreibt eine Frau. Das muss sich, ob in England, Hollywood oder überall, wo Filme produziert werden, schleunigst ändern.