)
Ein Theater gibt ein Stück in Auftrag, ein Autor schreibt es, ein Regisseur inszeniert es, und die Schauspieler tun, was ihnen gesagt wird. Bei der Premiere gibt es dann einen Skandal. Oder eben nicht. So einfach war die Welt der Theater-Uraufführungen einmal.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Regisseure, die sich als bessere Autoren verstehen und einen Text schon bei der Uraufführung zertrümmern. Autoren, die auf die penible Umsetzung ihrer Regieanweisungen bestehen. Und dann noch Schauspieler, die sich in den Regie-Prozess kreativ einbringen und auch als Mitautoren des Stückes ihren Beitrag leisten wollen. Die Grenzen zwischen den einzelnen Berufsgruppen in der Welt des Theaters haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich geöffnet. Kreative Arbeit auf den hehren Bühnenbrettern ist für viele längst zum gemeinsamen Prozess geworden, viele Regisseure arbeiten in Kollektiven, schreiben die Stücke während der Proben mit den Schauspielern. Despotismus war Gestern, Teamwork ist heute.
Mit den Genregrenzen haben Theatermacher auch die Türe für (zwischenmenschliche) Konflikte weit geöffnet. Autoren ziehen ihre Stücke zurück, da sie mit der Regie nicht einverstanden sind, Regisseure verlassen die Endproben wegen Zwistigkeiten - wie gerade am Burgtheater. Der Jahrmarkt der Eitelkeiten blüht. Und doch würden wir die vielen wunderbaren Stücke vermissen, die aus diesem nur scheinbaren kreativen Chaos entstanden sind.