Branchenwechsel dauert mindestens drei Monate. | AMS fördert den Umstieg, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt.
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Wien. Neue Herausforderungen, Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job oder der Wunsch nach einem höheren Einkommen: Das alles können Gründe sein, warum Menschen beschließen, ihren Arbeitsplatz zu verlassen und eine neue Stelle zu suchen. In einigen Fällen wechseln sie aber nicht nur den Job, sondern auch gleich ihr bisheriges Tätigkeitsfeld. So war es auch bei Angela Szivatz (48) der Fall. Bevor sie Pressesprecherin des Kredit- und Bankomatkartendienstleisters Paylife wurde, war sie als Puppenspielerin tätig. Ausschlaggebend für den Wechsel war der Wunsch nach leistungsgerechter Bezahlung. Irgendwann sei nämlich der Punkt erreicht gewesen, wo sie "nicht für ein Butterbrot", sondern für "ein normales Gehalt" arbeiten wollte. Aus diesem Grund habe sie sich bei Paylife initiativ beworben, schildert sie ihren Werdegang. Da beim Einstellungsgespräch ihr kommunikatives Talent erkannt wurde, habe man ihr das Angebot gemacht, als Pressesprecherin des Kartendienstleisters tätig zu sein, beschreibt sie ihre Karriere im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Einkommensverlust durch Wechsel möglich
Was müssen Bewerber nun beachten, damit der Branchenwechsel gelingt? Laut Manuela Lindlbauer, Geschäftsführerin des Personalmanagement-Unternehmens Lindlpower, sollten Umsteiger vor allem gut vorbereitet sein und sich Argumente zurecht legen, warum sie die Branche wechseln möchten. Dazu zählt auch, Informationen über die entsprechende Branche einzuholen und zu wissen, was aktuell in dem gewünschten Berufsfeld vor sich geht.
Des Weiteren sollten die Bewerber ihren Lebenslauf adaptieren. Konkret heißt das, dass eine Verbindung zwischen der bisherigen und der künftigen Tätigkeit hergestellt werden soll, rät die Personalberaterin. Bei einem Bewerbungsgespräch sollten Umsteiger auch die Eigenschaften, die sie für den ausgeschriebenen Posten mitbringen, unterstreichen, rät Christina Heißenberger von der Personalberatung Hill Woltron.
Am wichtigsten sei es aber, Geduld zu haben. "Unternehmen wollen Leute haben, die spezielle Erfahrungen haben", sagt Lindlbauer. Wie lange ein Umstieg dauert, sei von Branche zu Branche verschieden. Zumindest sollten aber drei Monate eingeplant werden.
Diese Zeitspanne hält auch Heißenberger für realistisch, da entsprechende Kurse oder Ausbildungen für den neuen Job mindestens so viel Zeit in Anspruch nehmen.
Neben der Zeit, die für den Umstieg eingeplant wird, sollte auch beachtet werden, dass sich das Gehalt mit einem Jobwechsel nach unten verändern kann, da man "von vorne startet". Sollte dieser Fall eintreten, müsse man einen "längeren Atem" haben, so die Personalexpertin. Trotz eines möglichen Gehaltsminus und dem Fakt, dass ein Jobwechsel "ein großer Schritt" ist, würde sie aber nie jemanden davon abraten, es zu tun. Allerdings werde der Weg "steiniger und schwieriger", je länger man vorher einen Job ausgeübt hat, schränkt Heißenberger ein.
Künftiger Chef braucht Menschenkenntnis
Der Wechsel in eine andere Branche erfolgt aber nicht immer freiwillig. Wenn etwa eine Friseurin allergisch auf die im Salon verwendeten Produkte reagiert, muss sie aus gesundheitlichen Gründen die Branche wechseln. In Fällen wie diesem können sich die Betroffenen an das Arbeitsmarktservice (AMS) wenden, das die Umschulung finanziert, erklärt AMS-Sprecherin Beate Sprenger.
Ein Branchenwechsel erfordert allerdings nicht nur vom Bewerber ein hohes Maß an das "Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten", sondern auch einen künftigen Chef, der über gute Menschenkenntnis verfügt, meint Umsteigerin Szivatz.
So habe ihr momentaner Arbeitgeber erkannt, dass sie in ihren vorherigen beruflichen Tätigkeiten - vor der Puppenspielerei war sie in der Privatwirtschaft beschäftigt - "gut gelernt" habe, Dinge zu erklären. Und auch die Tatsache, dass sie als Puppenspielerin kreativ tätig und sie es gewohnt war, vor Publikum zu sprechen, mache sich in ihrem Job, den sie seit dem Jahr 2004 ausübt, bezahlt.
Wer seinen erlernten Beruf aufgeben will und eine neue Karriere starten möchte, muss einiges beachten