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Ein Journalist im Fegefeuer

Von Ina Weber

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Ina Weber.

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Lassen wir einmal alle Vorurteile weg. Auch jede Art von Spekulationen. Und gehen wir einmal davon aus, dass jeder seine Arbeit macht, redlich, gewissenhaft. Wir haben ein Band, eine Aufnahme von einem Dreh des ORF bei einer FPÖ-Veranstaltung. Dieses Band liegt seit zweieinhalb Jahren bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, weil es jemanden sucht, der ihm sagen kann, ob an ihm herumgepfuscht wurde, sprich ob es manipuliert wurde. Seit zweieinhalb Jahren findet sich kein Experte, der das beurteilen könnte. Ansuchen der Staatsanwaltschaft um Gutachter im Ausland gestalten sich zu unüberwindbaren Jahresprojekten. Laut Justizministerium heißt es, dass man zu diesem Fall nichts sagen könne, weil man keinen Einblick habe.

Fast möchte man einen Aufruf starten in allen Social-Media-Kanälen: Hallo, Experten, wo seid Ihr? Hat irgendjemand da draußen in der Welt das nötige Know-how, um dieses handelsübliche Videoband des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu untersuchen?Übrigens, das deutsche Justizministerium wirbt auf der ersten Seite seiner Homepage bereits mit Twitter. "Wir wollen informiert sein."

Während nun das "Am Schauplatz"-Band in der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt noch mehr Staub ansetzt, wird an dembetroffenen Redakteur Ed Moschitz ein mittelalterliches Exempel statuiert: "Und ewig sollst Du schmoren." Niemand außer der FPÖ kann sie hören, die "Sieg Heil"-Rufe auf dem Band, und die Suche nach jemandem, der sie auch hören könnte, gestaltet sich schwierig.

Vielleicht liegt es ja an dem unmöglichen Versuch, einem lupenreinen Band eine Manipulation vorwerfen zu wollen.