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Ein Kapitel des Scheiterns

Von Bernhard Baumgartner

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Es war eine Randnotiz im "Standard", die es sicher nicht über die Wahrnehmungsschwelle des breiten Publikums geschafft hat. Ein Drittel des terrestrischen Antennenfernsehens im Osten Österreichs wurde vorerst stillgelegt. Damit gibt es statt möglichen zwölf nur noch acht TV-Sender via Antenne zu empfangen. Sender wie Wien24, RT24 und Radio Maria sind verstummt.


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Der Grund: Der auf Wunsch der Politik private Betreiber des "Multiplex C" konnte (oder wollte) seine Rechnungen an die Sendertechnik des ORF nicht zahlen. Damit zeigt sich ein weiteres Kapitel des Scheiterns in der österreichischen Medienlandschaft. Denn in anderen Ballungsräumen wie Berlin prügeln sich die TV-Veranstalter um die Plätze im Antennenfernsehen. Bei uns gab es zwar Interesse von Okto oder Austria9, es wurde nur - wohl auch aufgrund der Preise, die die ORF-Tochter für die Ausstrahlung verrechnet - nichts daraus.

Die Konstruktion dahinter ist einigermaßen absurd: Schließlich hat der ORF wenig bis kein Interesse, dass private Sender ihm Konkurrenz machen. Kurioser Weise setzt er aber mittelbar den Preis fest, den Privatsender zahlen müssen, um ausgestrahlt zu werden. Sicher, es gibt behördliche Einflüsse, aber alleine dieses Faktum kann man als Geburtsfehler des digitalen Antennenfernsehens gelten lassen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, wird man sich sowieso eine Alternative überlegen müssen. Reizvoll wäre es, die Plätze auf dem dritten Multiplex für Non-Profit-Fernsehen zu reservieren. Sender wie Okto oder Radio Orange könnten dort genauso spielen wie Programme für Integration, Minderheiten oder TV-Experimente. Was die Zuseher am wenigsten brauchen, ist schlecht gemachtes Allerweltsfernsehen.

medienkritik@wienerzeitung.at