Zum Hauptinhalt springen

Ein Karrierenetzwerk für heimische Forscher im Ausland

Von Eva Stanzl

Wissen

Hintergrund ist eine Umstrukturierung im Bereich der österreichischen Wissenschaftsdiplomatie.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mit einer vielseitig ausgebauten Plattform will das Wissenschaftsministerium österreichische Forschende, die auf der ganzen Welt tätig sind, vernetzen. Online soll die Plattform über Jobangebote, Ausschreibungen, Förderungen, Rückkehrmöglichkeiten und steuerlich-rechtliche Aspekte informieren, Karriereprofile von im Ausland tätigen Wissenschaftern und Wissenschafterinnen darlegen und Vernetzungsangebote anbieten. "Wir wollen nicht - wie bisher - einzig heimische Forschende, die in den USA oder China tätig sind, beraten und verbinden, sondern alle österreichischen Wissenschafter, die außerhalb unseres Landes arbeiten, zusammenbringen", sagte Wissenschaftsminister Martin Polaschek zur "Wiener Zeitung" am Rande des Austrian Research an Innovation Talk (ARIT) am Wochenende in Chicago. Das Ergebnis des Projekts solle zum einen ein virtuelles Karrierenetzwerk für heimische Forscher im Ausland sein und zum anderen sollen persönliche Treffen in Form von Tagungen bedarfsabhängig auf der ganzen Welt stattfinden.

Wasserkopfartige Struktur

Der Hintergrund ist eine Umstrukturierung im Bereich der österreichischen Wissenschaftsdiplomatie. Die beiden Offices of Science and Technology Austria (OSTA) in Washington D.C. und Peking wurden gegründet, um Österreich an führende Forschungs-, Technologie- und Innovationsnationen anzudocken, den Wissens- und Technologietransfer zu unterstützen und heimischen Forschenden in diesen Ländern Möglichkeiten zur Vernetzung zu bieten - in den USA unter anderem durch die seit vielen Jahren traditionelle Tagung ARIT. In Nordamerika ist das Ergebnis dieser Aktivitäten der vergangenen 20 Jahre ein Netzwerk von 3.100 österreichischen Wissenschaftern.

Die beiden OSTA wurden bisher von den Ressorts für Wissenschaft, Klimaschutz (vormals Infrastruktur), Wirtschaft und Äußeres getragen. Doch eine Evaluierung aus dem Jahr 2019 bescheinigte den OSTAs zwar gute Arbeit, aber eine wasserkopfartige Struktur. "Beide Büros gehen ihren Aufgaben aktiv und mit viel Engagement nach, die Arbeitsprogramme werden weitgehend umgesetzt", jedoch erweise sich die "interministerielle Governance als inflexibel, kompliziert und zeitaufwendig", heißt es in dem Bericht. Die Ressorts könnten den Gewinn für ihr eigenes Haus vielfach nicht approbieren.

In der Folge zogen sich die Ministerien für Klimaschutz und Wirtschaft aus dieser Aktivität zurück. Jetzt beendet auch das Wissenschaftsministerium, das bisher jährlich 330.000 Euro für die beiden OSTA aufgebracht hat, per Ende des Jahres die Finanzierung. "Das Wissenschaftsministerium kann mit seinem finanziellen Beitrag nicht alle Aufgaben des OSTA stemmen", sagte Polaschek. Die Zuständigkeit verbleibt somit beim Außenministerium. Dem Vernehmen nach soll das OSTA erhalten bleiben, in welcher Form ist aber noch offen. Geleitet wird das Büro in Washington von Kulturattaché Johannes Aigner.

Zum bestehenden OSTA will das Wissenschaftsministerium mit seinem neuen Programm einerseits österreichischen Forschern im Ausland den Kontakt in die Heimat erleichtern und andererseits ausländische Wissenschafter über den Standort Österreich informieren. Die Onlineplattform des Netzwerks mit dem Arbeitstitel "Austrian Scientists and Researchers Abroad" (ASRA) soll Anfang 2024 stehen. Bis zum Jahr 2027 wolle sein Ressort jährlich rund eine Million Euro dafür in die Hand nehmen, sagte Polaschek.

Das Programm soll in ein "Maßnahmenpaket" münden, "das lokale und regionale Vernetzungsinitiativen auf der ganzen Welt unterstützt" und ein "deutlich intensiveres Netzwerk" als bisher knüpft, so der Wissenschaftsminister. Dienen soll das auch dazu, dass das heimische Forschungs-, Technologie- und Innovationssystem (FTI-System) im Ausland stärker wahrgenommen wird und die internationalen Aktivitäten von Austro-Forschungseinrichtungen "vermehrt werden". In den Aufbau von ASRA einbinden werde man neben den Außenstellen des Außenministeriums auch die Strukturen des Österreichischen Austauschdienstes oder der Wirtschaftskammer. Zusätzlich strebe man ähnliche Veranstaltungen wie ARIT in anderen Weltgegenden an.

Weitere Organisation offen

Der alljährliche Austrian Research and Innovation Talk fungiert derzeit auch als Vernetzungstreffen für Forschende in den Nordamerika und Kanada, die Mitglied Verein Ascina (Austrian Scientists and Scholars in North America) sind. "Diese persönlichen Treffen sind für unser Networking sehr wichtig, es heißt ja Science Talk - hier redet man miteinander, und wir hoffen, diese Treffen auch in Zukunft in dieser Form abhalten zu können und weiterhin eine gute Partnerschaft haben zu können mit den Vertretern des offiziellen Österreich", sagt Ascina-Präsident Dietrich Haubenberger, Neurologe in der klinischen Forschung beim Unternehmen Neurocrine Biosciences in San Diego, Kalifornien: "Ich würde sagen, dieser persönliche Kontakt und Informationsaustausch ist essenziell." Polaschek betonte beim diesjährigen 19. ARIT, dass er sich schon auf den 20. freue. Wer das Jubiläum dann allerdings organisieren soll, ist aus heutiger Sicht noch offen.