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Ein Katzidat in Mexiko

Von Gerald Jatzek

Politik

Vorgänger von Kater Morris sind ein Schwein und ein Maultier.


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Anleihen bei anderen Kampagnen sind nicht zu übersehen...

In der mexikanischen Stadt Xalapa im Bundesstaates Veracruz will ein Kater Bürgermeister werden. Zumindest haben ihn Bürger aufgestellt, die sich von den etablierten Parteien nicht vertreten fühlen.

Bis vor kurzem kontrollierte Kater Morris nur das Leben von Sergio Chamorro, wie das bei Hauskatzen üblich ist. Dann beschlossen Chamorro und ein paar Freunde, ihre Distanz zur Politik in ihrer Heimatstadt mit einer satirischen Aktion zu dokumentieren. Sie präsentierten den Kater auf Facebook mit dem Slogan "Sind Sie es leid, Ratten zu wählen? Wählen Sie eine Katze?"

Der "candigato" (Katzidat) entpuppte sich rasch als Ventil für die Unzufriedenheit vieler Bürger mit den Listen, bei den am 7. Juli angesetzten mexikanischen Regionalwahlen. Am 20. Juni hatte er bereits rund 135.000 Likes auf Facebook versammelt, auf Twitter streuen ihm die Kommentatoren Blumen ob seiner Ehrlichkeit. Welcher andere Kandidat gibt schon zu, dass er am liebsten schläft, herumalbert und flirtet?

Historische Vorbilder

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Morris' Vorläufer Pigasus wurde festgenommen und verschwand aus der Öffentlichkeit.

Wirklich neu ist das Aufstellen tierischer Kandidaten nicht. So stellte die linken Yippies (Youth International Party) 1968 ein Schwein mit dem Namen Pigasus für die Präsidentschaftswahl in den USA auf. Das Tier wurde bei einem brutalen Polizeieinsatz während des demokratischen Nationalkonvents in Chicago beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht. Sein Wahlkampfleiter Jerry Rubin gab sich gelassen und stellte raschen Ersatz in Aussicht, da doch ein Schwein so gut wie das andere sei.

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Kater Morris hat viele Fans.

Erfolgreicher war das Maultier Boston Curtis, das 1938 die Wahl zum Bezirksabgeordneten von Milton, Washington, für die Republikanische Partei gewann.

Der Rottweilermischling Bosco wurde hingegen nur zum Ehrenbürgermeister von Sunol in Kalifornien gewählt. 1990 führte ihn ein humorloser chinesischer Journalist von The People's Daily als Beispiel für das Versagen der westlichen Wahlsysteme.

Zeichnen statt Kreuzchen

Kater Morris hat allerdings das Problem, dass er nicht auf der offiziellen Liste steht. Doch seine Spindoktorenhaben bereits einen Ausweg gefunden. Aktuell rät der Katzdat ruft seinen Anhängern, auf den Stimmzettel "Morris" zu schreiben oder ein Katzengesicht zu zeichnen.

El Candigato Morris