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Wien. Nicht nur im wirklichen Leben, auch in der Politik gibt es eine Zeit, da ist den Menschen eher zum Streiten; und dann gibt es jene - zugegeben raren - Momente, in denen es alle Beteiligten vorziehen, das Kriegsbeil ruhen zu lassen.
Alle Beteiligten? Nein, es gibt natürlich immer und überall kleine gallische Dörfer, die nichts lieber tun, als sich dem allgemeinen Trend zu widersetzen. Ohne Zaubertrank ist die Gefahr allerdings groß, dass solche Politiker riskieren, ordentlich zerzaust aus ihrer Leidenschaft für kontrapunktische Nadelstiche hervorzugehen.
Reinhold Lopatka (o.), Obmann des ÖVP-Parlamentsklubs, hat nun gleich zwei Mal der Versuchung nicht widerstehen können, gegen den designierten neuen SPÖ-Vorsitzenden und künftigen Bundeskanzler zu sticheln. Dessen Leistungen als Manager seien gar nicht so toll, wie alle nun behaupten, meinte er sinngemäß. Beim ersten Mal holte er sich dafür einen Rüffel vom Parteimanager Peter McDonald, der als verlängerter Arm seines Chefs, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (r.) agiert. Beim zweiten Mal stellte der ÖVP-Obmann selbst klar, dass - falls die Regierung wirklich einen letzte Chance zum Neustart anstrebe - es mit den Angriffen auf Regierungs- und Abgeordnetenebene vorbei sein sollte. "Es wird sonst kein anderer positiver Eindruck in der Öffentlichkeit entstehen können, dass die Regierung etwas Gemeinsames anstrebt", sagte Mitterlehner am Freitag.
Da hat der ÖVP-Chef zweifellos recht. Auf der anderen Seite ist es nun einmal so, dass Kritik an der SPÖ sich irgendwie in den letzten Jahrzehnten in die politische DNA eines gestandenen Schwarzen eingenistet hat (so wie umgekehrt auch bei aufrechten Roten). Diesem Impuls nicht nachzugeben, erweist sich für etliche als ziemlich schwer. Dazu gehört auch Gernot Blümel (l.), Wiens ÖVP-Landesobmann und McDonalds Vorgänger in der Parteizentrale, der in Wien mit 9 Prozent dazu verurteilt ist, Opposition zu machen. In dieser Rolle hat man nur den nächsten Wahltermin im Auge. Mehrheitsfähig ist dieser Kurs in der ÖVP derzeit nicht. Sogar im Klub regt sich vernehmbar Unbehagen.
Fotos:apa/Scheriau/Gindl/Pfarrhofer