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Umweltprofessor Fred Singer zerpflückt Weltklimarat-Berichte. | "Natur, nicht der Mensch ist schuld." | Wien. Al Gore gehört wohl nicht zu den besten Freunden von Fred Singer und auch sonst gibt es vermutlich den einen oder anderen, der in dem emeritierten Professor für Umweltwissenschaften primär einen Ketzer sieht. Singer, der in Wien geboren wurde und zuletzt an der Universität von Virginia gelehrt hat, sieht sich selbst hingegen lieber als "B-Mannschaft", die die scheinbaren Gewissheiten der Klimawandel-Debatte nochmals hinterfragt.
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Hinterfragungswürdig sind für Singer, der sich am Freitag für einen Vortrag in Wien befand, vor allem die Berichte des UN-Weltklimarates (IPCC), welche ja zum Schluss kamen, der Mensch trage die Hauptschuld am Klimawandel. Dass es ein solchen gibt, will Singer nicht leugnen. Allein bei der Frage nach der Ursache kommen Singer und das aus mehreren namhaften Wissenschaftern bestehenden Nongovernmental International Panel on Climate Change (NIPCC) zu einem durchaus anderen Ergebnis.
Dass auch der Mensch etwas zur Erderwärmung beiträgt, liegt für Singer durchaus im Bereich des Möglichen. "Der Einfluss ist jedoch so minimal, dass er absolut vernachlässigbar ist", sagt der ehemalige leitende Wissenschafter des US-Verkehrsministeriums, der sich laut eigener Aussage auf eine Neuauswertung der IPCC-Daten, aber auch auf neue, noch nicht verarbeitete Studien stützt.
Als Beweis für seine These dient Singer unter anderem ein Vergleich zwischen den von der IPPC verwendeten Modellen und tatsächlichen Beobachtungen. Letztere zeigten etwa deutlich andere Erwärmungsmuster als von den Computern prognostiziert. Und auch die Korrelation zwischen Temperatur und CO2-Gehalt ist laut Singer eine andere als zumeist dargestellt. Zwar sei der CO2-Anteil in den letzten zehn Jahren gestiegen, die Temperatur aber gleich geblieben. "Die Natur, nicht der Mensch ist für den Klimawandel verantwortlich", folgert der Atmosphärenphysiker nicht zuletzt daraus. Besonders hohen Anteil daran haben laut Singers Untersuchungen die Sonnenwinde und verstärkte solare Aktivität.
Beim diesem oder ähnlichen wissenschaftlichen Argumenten will Singer freilich nicht stehen bleiben. Dem 83-Jährigen, der mit "Unaufhaltsame globale Erwärmung" auch einen Bestseller geschrieben hat, geht es vor allem auch um die politische und volkswirtschaftliche Dimension. "Wenn der Klimawandel eine natürliche Ursache hat, ist jeder Versuch einer CO2-Reduktion sinnlos. Das ist nicht nur ineffektiv sondern vor allem auch teuer". Energie müsse sauber, billig und sicher sein, sagt Singer. Und empfiehlt Kernkraft und Kohle.