Bank in Bosnien mit insgesamt drei Töchtern vertreten. | Alte Projekte der Hypo-Consultants bereiten Sorgen. | Sarajevo/Wien. Bosnien-Herzegowina ist ein äußerst kompliziertes Land - nicht nur politisch, sondern auch für die Hypo Group Alpe Adria. Von den vier Auslands-Kernmärkten der Bank in Ex-Jugoslawien ist Bosnien - dem Geschäftsvolumen nach - der kleinste. Dennoch ist die Gruppe gleich mit drei Töchtern im Land vertreten: einer Bank in Banja Luka, einer weiteren Bank in Mostar und der Leasing-Tochter in Sarajevo. | Der Fall Hypo | Hypo Alpe Adria: Alles neu in Slowenien
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Der Markteintritt erfolgte im Jahr 2001, derzeit bereitet nicht nur die zersplitterte Unternehmensstruktur Stirnrunzeln, sondern auch die eine oder andere Beteiligung vergangener Jahre. Eine Hauptrolle kommt dabei der Stadt Neum zu, die dank einer drei Jahrhunderte alten List heute das Touristenmekka Bosniens ist. Um das aufstrebende und kriegerische Venedig auf Distanz zu halten, trat Dubrovnik 1718 einen - etwas nördlich gelegenen - wenige Kilometer breiten Küstenstreifen bei Neum an das osmanische Reich ab. Dies ist bis heute der einzige Zugang Bosniens zur Adria - den man Ende der 1970er Jahre intensiv touristisch zu nutzen begann. Gut dreißig Jahre später sollte auch die Kärntner Hypo hier ihre Finger im Spiel haben.
Das Hotel Neum ist - von Baujahr und wohl auch Größe her - das erste Haus am Platz. Mit seinen 380 Zimmern sitzt der wuchtige Hotelkomplex über der Küste, wobei man aus der Nähe deutlich die Folgen des Alters erkennen kann.
Als die Hypo bei ihrem Markteintritt eine bosnische Bank kaufte, erbte sie unter anderem deren Anteil am Hotel Neum. Dieser wurde an die Beteiligungstochter Hypo-Consultants ausgelagert und nach und nach - durch Kapitalaufstockungen - auf 76 Prozent ausgebaut, um eine bessere Kontrolle zu erlangen. Bevor mit den eingeschossenen Millionen die notwendige Sanierung gestartet werden konnte, wurden 2007 die Consultants-Gesellschaften in Ex-Jugoslawien verkauft - zunächst an kroatische Investoren, die die Beteiligungen in Serbien und Bosnien jedoch an einen serbischen Immobilienmogul weiterreichten.
Klage wegen Holiday Inn
Neben dem Hotel Neum war davon auch das - ebenfalls in Neum gelegene - Hotel Suncana Obala betroffen. Dieses stand knapp vor seiner Eröffnung, als es im Jugoslawien-Krieg vom Meer aus zerbombt wurde. Hier sollte mit dem Hypo-Geld ein Wiederaufbau stattfinden. Bisher ist bei beiden Hotels augenscheinlich nichts geschehen, Insider hinterfragen bereits den Verbleib der Mittel.
Noch ein drittes bosnisches Hotel-Projekt aus der Consultants-Ära dürfte demnächst für Aufregung sorgen. Ihren 26-Prozent-Anteil am Holiday Inn Sarajevo hat die Hypo nämlich seinerzeit ebenfalls im Rahmen des Gesamtpakets weiterverkauft. Nach jahrelangen Streitigkeiten mit dem Käufer ist der Mehrheitseigentümer, ein bekannter Kärntner Bauunternehmer, nun - wie zu hören ist - alles andere als glücklich darüber, dass ihm die Hypo einen neuen Partner mit Sperrminorität vor die Nase gesetzt hat. Die Bank hatte ihren Anteil ja ursprünglich eigentlich nur als Sicherheit für vergebene Kredite erhalten - offenbar hatte der Bauunternehmer nicht erwartet, dass sie diesen vorzeitig zu Geld machen würde.
Dem Vernehmen nach strengt der frühere Partner der Bank deshalb sogar ein Gerichtsverfahren gegen die Hypo an. Dabei soll auch ein prominenter Zeuge zu Wort kommen: Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger, der sich konzernintern seinerzeit gegen den Verkauf der Consultants-Gruppe gestellt hat.