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Über das Angebot des St. Pöltner Bischofs Kurt Krenn, dem Niederösterreichischen Landtag ein Kruzifix zu schenken, entbrannte in den letzten Wochen eine lebhafte Diskussion über das Prinzip der Trennung von Staat und Kirche sowie den Stellenwert religiöser Symbole für Land und Menschen. Das Resultat: Der Landtag erhält nun doch ein Kreuz - aber ein eigenes und nicht jenes des Bischofs.
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Die Kruzifix-Frage teilte die vier Landtagsparteien in zwei Lager: Während ÖVP und FPÖ erklärten, mit der Präsenz dieses christlichen Symbols kein Problem zu haben, lehnten SPÖ und Grüne dieses Ansinnen mit dem Verweis auf jenen Grundsatz, der Kirche und Staat trennt, ab.
Am Freitag nun erklärte Edmund Freibauer, der Präsident des Landtags, die Diskussion für entschieden: Es werde zwar ein Kruzifix aufgehängt, doch nicht jenes vom Bischof, sondern eines, "das wir selbst besorgen", verkündete Freibauer. Er habe sich "bemüht, ausgewogen die vorgebrachten Interessen zu berücksichtigen", Abgeordnete wie Bevölkerung mögen doch nun bitte "die Entscheidung im Geiste der Toleranz entgegen nehmen". Zwar gehe er davon aus, dass die Diskussion "nicht beendet" sein werde, doch sei er "sicher, dass die große Mehrheit der niederösterreichischen Bevölkerung mit meiner Entscheidung einverstanden sein wird", so der Präsident. Des Bischofs Kreuz soll künftig in der Leopoldskapelle des Landhauses hängen. Damit soll angeblich auch Kurt Krenn zufrieden sein. Das Kruzifix wird schon bei der nächsten Sitzung des Landtages am 11. Dezember den Saal schmcken.
SPÖ und Grüne blieben indes bei ihrer Ablehnung. "Nicht jeder Kompromiss sei ein guter", meinte SP-Klubobmann Hannes Weninger. Es sei bedenklich, dass Freibauer nun doch dem Druck Krenns indirekt nachgegeben habe. "Unverständlich" ist die Entscheidung auch in den Augen der Grünen Klubchefin Madeleine Petrovic.
Derzeit hängt nur in zwei Bundesländern ein Kreuz im Landtagssitzungssaal, nämlich im Burgenland und in der Steiermark.