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Weil der Erste Weltkrieg vor 90 Jahren im August 1914 begann, brachte das deutsche Fernsehen am Montagabend gleich zwei Filme darüber. "Trauma Versailles" (ARD) befasste sich mit dem harten Friedensvertrag, der dem besiegten Deutschland 1919 von den Siergermächten aufgezwungen wurde. Dass diese "Schmach von Versailles" zu den Belastungen gehörte, unter denen die Weimarer Republik zusammenbrach, ist eine bekannte Tatsache, die der sachlich-nüchterne Dokumentarfilm einmal mehr zu Bewusstsein brachte.
Nicht ganz so sachlich war der militärgeschichtliche Beitrag "Front in Eis und Fels", der danach im Bayrischen Rundfunk zu sehen war. Er schilderte die harten österreichisch-italienischen Kämpfe in den Dolomiten und gab sich dabei recht heroisch. Dem Kriegsepos "Berge in Flammen" wurde z. B. bescheinigt, es habe das Geschehen "in treffender Realisitik dargestellt".
Dann wurde ein Ausschnitt aus dem Film gezeigt, den Luis Trenker inszeniert hat: heldenhafte Männer trotzten ungerührt dem feindlichen Angriff. Unter einer "realistischen" Kriegsdarstellung stellen wir uns heute etwas anderes vor: Wir wollen auch die Angst und das Grauen sehen - und vergessen dabei leicht, dass die Soldaten von einst genau das am allerwenigsten vorzeigen wollten. Dies mitbedacht, war Trenkers Heldenstück vielleicht tatsächlich "realistischer" als die sachliche Geschichtslektion über Versailles.