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Ein kulinarischer Dialog

Von Verena Franke

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Wie schon Großmutter ihre Kochrezepte beschrieb: ein bisschen von dem da und ein bisschen davon, aber nein, das lassen wir weg, das macht nur dick. So könnte man die Worte Stefan Bruckmeiers betreffend seiner Neuinszenierung von Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" deuten, die am 8. Dezember im Wiener Volkstheater Premiere haben wird.

Bruckmeier, begeisterter Hobbykoch und Bewerber um die Direktionsnachfolge am Volkstheater, meinte in der Ö1-Sendung "Im Künstlerzimmer" am Sonntag im Gespräch mit Maria Rennhofer, dass er gern "die Sahne an Raimunds Stücken wegschafft, um das Grausliche" darzustellen. "Es handelt sich ja schließlich um gesellschaftskritische Stücke, die von Machtmissbrauch und Willkür handeln." Schön und gut, aber die Frage des simplen "Warum denn ohne Sahne?" ist damit noch nicht beantwortet.

Wenn nun das "Sahne"-Häubchen gänzlich aus dem Rezept gestrichen wird, handelt es sich dann noch um ein Original oder ein neues Gericht? Eine Streitfrage für alle Haubenköche und Theaterbesucher. Bruckmeier ist der Ansicht, dass der Besuch einer Theatervorstellung einer kulinarischen Belohnung gleichkommt. Essen Sie gerne "Grausliches"? Ein erschreckender Gedanke . . .

Meint Bruckmeier, dass das Publikum nicht reif genug ist, um Raimunds Gesellschaftskritik durch das "Sahne"-Häubchen wahrzunehmen? Oder kann er einfach als Regisseur nicht mit der Sahne umgehen? Bleibt abzuwarten, ob die von Bruckmeier verordnete Entschlackungsdiät dem Publikum ein verdauliches Gericht bescheren wird.