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"Das Feuer ist wieder entbrannt. Ich habe gemerkt, dass mir der Sport sehr wichtig ist und ich durch und durch Sportlerin bin. Deshalb möchte ich noch ein Comeback starten." Gesagt hat diese Worte Anna Veith, die am Samstag wohl ihren Rücktritt vom Ski-Zirkus verkünden wird, vor knapp einem Jahr, am 5. Juni 2019 in Wien. Leider ist es aus dem Comeback nichts geworden, blieben die Überraschungen, die sie während ihrer Leidenszeit dann doch immer wieder geliefert hat - in Val d’Isère 2017 oder bei Olympia 2018 - aus. Gewünscht hätte es ihr wohl ganz Österreich, noch einmal mit einem Triumph, einer Trophäe in der Hand und einem Lächeln im Gesicht, dem Sport, den sie 14 Jahre mitgeprägt hat, den Rücken zu kehren.
So wie das Marcel Hirscher im September gemacht hat. Dass der Ausnahmekönner im Unterschied zu Veith seine Karriere mit dem achten "deppaten Glasbecher" in Folge und Olympia-Gold sowie nahezu ohne Operationen und Narben beenden konnte - war das Glück? Wer weiß, wie es Hirscher ergangen wäre, hätte es bei ihm mehrmals im Knie geschnalzt? Sich die Bänder zu zerfetzen, ist nämlich etwas anderes als ein Knöchelbruch - anatomisch wie auch mental. Die Ungewissheit, dass es nochmals "schnalzen" könnte, bremst da schon mehr.
Vielleicht geht es ja auch einfach darum, rechtzeitig den Absprung zu finden. Denn das ist immer ein Risiko. Geht man zu früh, könnte man noch vorhandenes Potenzial liegenlassen und vielleicht etwas verpassen, geht man zu spät, bleibt immer noch die Gefahr, das als "Verlierer" zu tun - und zwar nicht nur sportlich, sondern auch gesundheitlich. Bei Veith drängt sich dieser Eindruck leider auf. Was aber nicht heißt, dass sie nicht trotzdem mit einem Lächeln die Bühne verlassen kann. Einem Lächeln der Zufriedenheit und der Vorfreude auf das, was jetzt danach kommt.