)
Ein Schicksal abseits spektakulärer Ereignisse. | Merkbarer Fortschritt. | Maputo. Im Jahr 2000 war Mosambik noch in den Schlagzeilen der westlichen Medien präsent - wegen einer verheerenden Überschwemmungskatastrophe. Heute ist es um das Land im südlichen Afrika wieder still.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Von keiner dramatischen Hungerkatastrophe, keinem Bürgerkrieg mit Flüchtlingsströmen, keiner veritablen Staatskrise ist aus Mosambik zu berichten. Wie so viele Länder der sogenannten Dritten Welt kämpft Mosambik inzwischen mit den "Mühen der Ebene". Auf der UNO-Wohlstandsskala liegt es auf Rang 171 von 177 Staaten (2004). Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in absoluter Armut. Die Arbeitslosenrate wird auf 50 Prozent geschätzt. Die weit verbreitete Subsistenz-Landwirtschaft sichert dabei zumindest die Grundernährung.
Es ist keine schreiende Not, wie in vielen Mega-Städten der Welt, der man in Mosambik begegnet. Das liegt wohl daran, dass der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebt, in Bairros (Wohnvierteln), die mit ihren Rundhütten in meist lockerer Bebauung, mit dem Grün der Mangos, Papayas und Bananen fast malerisch wirken. Doch die Behausungen bieten keinen sicheren Schutz vor Regen und Ungeziefer. Es fehlt dem Großteil der Bevölkerung an sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen, Schulen mit gut ausgebildetem Lehrpersonal, ausreichender Gesundheitsversorgung, Transportmöglichkeiten und vielem mehr. Auch die Städte des Landes tragen das Elend nicht vor sich her.
Wenngleich Mosambik also ein Pro-Kopf-Einkommen von nur 200 Euro jährlich ausweist, ist es eines der wirtschaftlich erfolgreichsten in Afrika südlich der Sahara. Die Wachstumsrate liegt bei rund 8 Prozent pro Jahr, die Inflationsrate betrug 2003 13 Prozent.
Die Wirtschaft ist von einigen ausländischen Großinvestitionen geprägt wie der Aluminiumschmelze "Mozal", der Erschließung der Pande-Erdgasfelder und dem Bau einer 900 Kolimeter langen Erdgasleitung nach Südafrika oder der Gewinnung von titanhaltigen Schwersänden. Südafrika ist ein großer Investor. Aus Mauritius kamen Investoren, die den Anbau und die Erzeugung von Zucker in der Provinz Sofala wieder aktivierten. Für 7000 Menschen gibt es hier Beschäftigung.
Ein Liebkind der
internationalen Hilfe
Mosambik ist Liebkind der internationalen Entwicklungshilfe und Schwerpunkt der Österreichische Entwicklungszusammenarbeit (OEZA). Das Land hat nach Beendigung des sozialistischen Experiments, also nach 1984, die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank akzeptiert. Zudem hat es im Jahr 2000 hat die Regierung ein Programm zur Bekämpfung der Armut vorgelegt. Ob man den Schuldenerlass, den die G8 im Jahr 2005 in Gleneagles beschlossen haben und in dessen Genuss Mosambik als eines von 18 Ländern kommt, zu seiner Umsetzung nutzen wird, bleibt abzuwarten. Alle namhaften Entwicklungsorganisationen tummeln sich in Maputo. Die Hälfte des Staatshaushalts wird aus internationaler Hilfe gespeist. Die Abhängigkeit des Landes ist also groß.
Aids ist größtes
Entwicklungshemmnis
Wie im gesamten südlichen Afrika ist die HIV/Aids-Epidemie ein riesiges menschliches und wirtschaftliches Problem. Für viele Beobachter ist sie inzwischen das Entwicklungshindernis Nummer eins. An ihrer Eindämmung mit noch mehr Konsequenz zu arbeiten ist unumgänglich, sollen Entwicklungsbemühungen nachhaltig sein.
Spricht man mit den Menschen, beklagen viele den Zustand ihres Landes. Fragt man aber nach, was sich seit dem Friedensschluss von 1992, der den jahrelangen verheerenden Bürgerkrieg beendete, getan hat, wendet sich das Blatt. Der Fortschritt sei unübersehbar, sagt etwa der Koordinator der NGO "Anda" in der kleinen Stadt Manica, Tiago Jaime: "Überall herrscht Aufbruchstimmung."
Maria de Fátima A. Francesco, Leiterin eines Entwicklungsprojektes in der Stadt Dondo, meint ebenfalls, dass das Leben viel besser geworden sei: "Wir sind nach wie vor arm, ja, aber man sieht wenige Menschen in Lumpen und barfuß. Viel mehr Kinder als früher gehen zur Schule". Frauen hätten heute mehr Würde und Mitsprache. "Ich habe Hoffnung, dass unser Leben sich weiter verbessern wird."