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Ab 2009 nur noch vier Glücksspielzonen in Russland. | Kaliningrad sucht noch Sponsoren. | Kaliningrad/Moskau. Bisher war Jantarny vor allem dafür bekannt, die größte Bernsteinlagerstätte der Welt zu besitzen. Doch das soll sich schon bald ändern. Denn die kleine Stadt in der Exklave Kaliningrad, rund 60 Kilometer von der gleichnamigen Hauptstadt entfernt an der Ostsee gelegen, soll das russische Las Vegas werden. Per Regierungsbeschluss hat Russlands Premierminister Viktor Subkow vor kurzem vier Quadratkilometer Land zur Glücksspielzone erklärt.
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Damit wird die Region um das frühere Königsberg zu einer der wenigen Stätten, an denen das Glücksspiel in Russland künftig noch legal ist. Denn ab Juli 2009 will die Regierung Kasinos und andere Spieleinrichtungen im Land nur noch innerhalb von vier Glücksspielzonen erlauben: Neben Kaliningrad befinden sich diese in der Fernostregion Primorje, in der sibirischen Altai-Region und an der Grenze zwischen den südrussischen Gebieten Rostow und Krasnodar. Außerhalb der Zonen dürfen die Russen dann nicht einmal mehr per Telefon oder Internet Roulette spielen, Geld in den einarmigen Banditen werfen oder auf die richtigen Karten beim Poker hoffen. Erlaubt sind dann lediglich Wetten und Lotterien - aber das war selbst zu Sowjet-Zeiten so.
Für so manch einen Entscheidungsträger aus der Region Kaliningrad sind die Glücksspieleinrichtungen aber nicht einmal das Wichtigste. Entscheidend sei vielmehr der geplante Tourismus- und Erholungskomplex, der mehrere Fünf-Sterne-Hotels, Grünanlagen und Geschäftszentren umfassen soll, meint etwa Kaliningrads Gebietschef Georgi Boos.
Sanfter Zeitdruck
Was allerdings für das hochfliegende Projekt noch an allen Ecken und Enden fehlt, ist nach Informationen der Zeitung "Kommersant" das Geld. Moskau hat bisher nur 200 Millionen Euro für den Bau einer Schnellstraße von Kaliningrad nach Jantarny fest zugesagt. Gouverneur Boos wird sich daher auf der Internationalen Investitions- und Immobilienmesse in Cannes, wo das Projekt im März vorgestellt werden soll, auf Sponsorensuche machen müssen.
Es ist aber bereits abzusehen, dass die geplanten Objekte in den vier Glücksspielzonen bis Juli 2009 nicht fertig werden. Offenbar soll das Zeitlimit die Kasinobesitzer, die ja ihre anderen Standorte dadurch bald schließen müssen, zu finanziellen Beteiligungen animieren. Begeistert sind sie jedenfalls nicht.
Der Vizepräsident der russischen Vereinigung der Spielunternehmer, JewgeniKowtun, bezeichnete die Idee mit den Zonen als "Utopie". Bei den hohen Investitionskosten würden sie nie wirtschaftlich arbeiten können. Ein Sprecher der Holding Storm International, der eine Kasino-Kette gehört, glaubt im Übrigen auch nicht, dass die gewählten Standorte Touristen anlocken können.
In Kaliningrad rechnen die Behörden dagegen mit Besuchern aus dem Westen, vor allem aus den Nachbarländern. Ob die Rechnung aufgeht, steht in den Sternen. Der Ex-Gouverneur des US-Bundesstaates Nevada, Bob Miller, äußerte Ende 2007 bei einem Besuch in Moskau Zweifel daran. Polen habe 24 eigene Kasinos, sagte er. Zehn weitere kämen in Litauen dazu. In Weißrussland floriere das Spielgeschäft ebenfalls. Warum sollten die Leute gerade nach Jantarny reisen? Die Bedenken Millers sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Und ganz unbeleckt ist er von dem Thema auch nicht. Schließlich liegt auch Las Vegas in Millers Heimatstaat Nevada.