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Ein Leben für die Rechte der Frauen

Von Brigitte Perchar

Politik

Abschied von Frauenministerin Dohnal am 6. März. | Wien. In den 1980er Jahren sind die Frauen am Frauentag auf die Straße gegangen - nicht nur, um für die Anliegen der Frauen im Allgemeinen, sondern um mehr politische Macht für die Staatssekretärin Johanna Dohnal zu fordern. Dohnal ist für Österreich das, was Alice Schwarzer für Deutschland ist - sie verkörpert Emanzipation in diesem Land. Die unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Frauen ist in der Nacht von Freitag auf Samstag - wenige Tage nach ihrem 71. Geburtstag - plötzlich in ihrem Haus im Weinviertel, wo sie mit ihrer langjährigen Partnerin Annemarie Aufreiter lebte, gestorben.


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Diplomatie war ihre Stärke nicht. Burschikos und selbstbewusst ist sie aufgetreten - häufig zum Unmut der Männer in ihrer eigenen Partei, der Sozialdemokratie. Wie ein Frauenleben in bescheidenen Verhältnissen ausschaut, hat Dohnal, geborene Dietz, als junges Mädchen erfahren. Für eine höhere Schulbildung war kein Geld da, so lernte sie "Industriekaufmann". Mit 18 Jahren hat sie geheiratet (nach 19 Jahren folgte die Scheidung) und schon sehr bald gewusst, dass Hemden waschen und bügeln nicht ihre Sache ist. Auch nach der Geburt ihrer beiden Kinder hat sie nie aufgehört, zu arbeiten.

Die Fristenlösung politisierte sie, 1973 wird sie Wiener Gemeinderätin und schon damals hat sie die Gesamtschule gefordert. 1979 holt Bundeskanzler Bruno Kreisky sie in die Regierung als Staatssekretärin, erst 11 Jahre später macht Kanzler Franz Vranitzky sie zur ersten Frauenministerin Österreichs. Ein selbständiges Leben für Frauen - im Beruf wie im Alter - war ihr Credo und daher war auch ihr Leitsatz: Sich einmischen in alle Belange. Unzählige gesetzliche Maßnahmen gehen auf ihr Konto. Und wenngleich sie mit den obersten Herren in Regierung und Partei Scharmützel ausgetragen hat - die Parteibasis liebte sie: An Parteitagen war ihr stets der lauteste und längste Applaus gewiss.

Die offizielle Trauerfeier ist am 6. März um 14 Uhr im Krematorium des Wiener Zentralfriedhofs. Die Beisetzung erfolgt im engsten Kreis in einem Ehrengrab der Stadt Wien.