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Ein liberaler Wissenschafter als grüner Querverbinder

Von Brigitte Pechar

Politik

Der neue Wissenschaftsminister hat unter den Rektoren einen sehr guten Ruf. | Sünkel: "Er ist ein Hoffnungsträger für die Unis." | Wien. Geht es nach dem neuen Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (62), sollten die Studiengebühren wieder eingeführt werden. Allerdings flankiert von einem ausbalancierten Stipendiensystem. So jedenfalls hat er das als Rektor gefordert.


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Töchterle ist im weiten Feld der Universitätspolitik kein unbeschriebenes Blatt. Seit Oktober 2007 ist er Rektor an der Universität Innsbruck und erst im Dezember wurde er von Senat und Unirat einstimmig für die Jahre 2011 bis 2015 bestätigt. Töchterle genießt das uneingeschränkte Vertrauen der Professoren, hat aber auch bei den Studierenden einen guten Ruf, auch weil er während der Uni-Besetzungen großen Wert auf den Dialog mit den Studierenden gelegt hat.

Politische Erfahrungen konnte der passionierte Trompeter und Flügelhornist schon als Gemeinderat in Telfs in Stubai sammeln. 15 Jahre lang war er dort über eine Namensliste tätig, die den Grünen zugerechnet wird. 1994 ist er für die Grünen in den Tiroler Landtag gewählt worden, hat das Mandat aber nicht angenommen.

Ein Kenner der Unis

Der neue ÖVP-Obmann Michael Spindelegger könnte Töchterle auch deshalb gewählt haben, um einen Querverbinder zu den Grünen zu haben. Als Gegengewicht zu den starken Frauen in der Regierung, Finanzministerin Maria Fekter und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, soll Töchterle sein liberales, weltoffenes Image ausspielen. Und damit auch der ÖVP eine künftige mögliche Koalition mit den Grünen offen halten.

Töchterle kennt die Problemstellungen und Nöte der Universitäten. Er geht mit dem notwendigen Wissen der Materie in seine neue Funktion. Das kann auch bedeuten, dass die Erwartungen der Rektoren an ihn besonders groß sind, wodurch er möglicherweise unter der neuen Rollenzuweisung unter Druck geraten könnte.

Vorerst herrscht aber Freude bei den Kollegen. Hans Sünkel, Vorsitzender der Universiätenkonferenz bezeichnete ihn am Dienstag im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" als "Brückenbauer, im besten Sinn des Wortes, der zwischen den unterschiedlichsten Gesichtspunkten und Fronten zu vermittel weiß". Töchterle suche den Dialog, das Gespräch, lasse Diskussionen zu, sei dann aber durchaus bereit, Entscheidungen zu treffen. "Wir haben mit ihm einen Hoffnungsträger für die Zukunft", sagt Sünkel.

Erste Herausforderung

Und diese wird für Töchterle sehr rasch gegenwärtig. Denn schon bis 30. April soll der Finanzrahmen für die Universitäten für 2012 bis 2015 festgelegt werden. Dem neuen Wissenschaftsminister bleiben nur wenige Tage, um Korrekturen vorzunehmen. "Er ist ein sehr sportlicher Charakter. Ich traue ihm zu, dass er das sehr rasch einer Lösung zuführt", sagte Sünkel.

Die Uni-Finanzierung ist mit Sicherheit die größte Herausfortderung für den neuen Ressortchef. Und auch der Hochschulplan wartet auf seine Fertigstellung. Dabei geht es um die Verbindung des gesamten tertiären Sektors, also auch um die Einbeziehung der Fachhochschulen.

Beruflicher Werdegang

Töchterle, der am 13. Mai 1949 in Brixlegg in Tirol geboren wurde, studierte Klassische Philologie und Germanistik an der Universität Innsbruck. Er promovierte 1976 mit einer Dissertation in Klassischer Philologie und schloss zwei Jahre später die Lehramtsprüfung aus Deutsch und Latein ab. 1986 erfolgte die Habilitation für Klassische Philologie. Von 1976 bis 1997 war Töchterle Universitätsassistent am Institut für Klassische Philologie. 1997 wurde er auf ein Ordinariat für Klassische Philologie berufen. Vor seiner Wahl zum Rektor war er Leiter des Instituts für Sprachen und Literaturen, Leiter des Bereichs Latinistik und Studienleiter der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät.