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Ein Loblied auf unser Gesundheitssystem

Von Friedrich Korkisch

Gastkommentare
Friedrich Korkisch leitet das Institut für Außen- und Sicherheitspolitik in Wien.

Bei aller Kritik sollte nicht vergessen werden: Österreichs Spitäler haben einen Standard, der in anderen Ländern Europas nicht selbstverständlich ist.


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Die Kritik an der Gesundheitspolitik und den Krankenkassen, die Klagen über die Spitalskosten sind Dauerthemen in den Medien. Es wird über Spitalsschließungen, Selbstbehalte und ein vermindertes Leistungsangebot geschrieben. Die Drohung, dass für eine älter werdende Bevölkerung die Gesundheitsversorgung nicht mehr finanzierbar sein werde, steht seit Jahren im Raum.

Die Verwaltungskosten werden sicherlich einige Spitäler anderen Aufgaben zuführen; auch die Medizin-Universitäten könnten wieder an ihre früheren Stamm-Unis andocken. Die Budgetsituation zwingt ständig zu Reformen, gleichzeitig geht der Trend in Richtung medizinischer "Centers of Excellence". Regionale Überversorgung steht einer regionalen Unterversorgung gegenüber.

Die Patienten in Österreich können aber in den Spitälern wie auch bei den niedergelassenen Ärzten mit erstklassiger Behandlung rechnen. Die Ausstattung entspricht heute dem neuesten Stand. Das ist in anderen Staaten Europas keineswegs der Fall. Jeder Patient in Österreich wird individuell betreut und vor einer Operation genau untersucht und beraten.

Im politischen Alltag, wo es um den Kleinkrieg zwischen Parteien und den Kampf um knapper werdende Mittel geht, geraten die positiven Seiten nur allzu leicht in den Hintergrund. Zu schätzen lernt man diese dann meist erst, wenn man selbst betroffen ist. Ich kann das sagen, weil ich es selbst erst kürzlich erlebt habe - in Österreich, in Wien, und ganz konkret, im Hanusch-Krankenhaus, wo ich mich einer Augenoperation unterziehen musste. Höchste Zeit, dieses wunderbare Spital zu würdigen.

Als Militärspital im Stil eines überdimensionierten Palais errichtet, gehört "das Hanusch" zu den schönsten Spitalsbauten Europas. Völlig renoviert, beherbergt es eine Vielzahl von Abteilungen und Instituten. Man verweist auf die Vernetzung mit inländischen und ausländischen Forschungseinrichtungen. Dies erfordert laufende Investitionen in Geräte, Weiterbildung und Ausbildung. Die "Schwesternbrigade" hält das Haus fest im Griff und bemüht sich um jeden Patienten.

Die Augenklinik hat einen hervorragenden Ruf und nennt sich selber ironisch "Unsere Schielabteilung". Klinikvorstand ist der Universitätsprofessor Oliver Findl, der von Operationen berichtet, die noch vor zehn Jahren unmöglich gewesen wären. Irgendwann landet jeder in seinem Leben in einer Augenklinik, weil die Augen durch Unfälle, Belastungen, Computer-Arbeit oder als Folge des Alters belastet werden. Die Mediziner leben immer noch von den Erfahrungen der Pioniere wie Richard Förster oder Konrad Zirm, die vor 100 Jahren die Augenheilkunde vorangetrieben haben.

Allein im Hanusch werden 6500 Augenoperationen pro Jahr durchgeführt, und der Klinikvorstand setzt die Erfolgsquote sehr hoch an: "Bei allen Vergleichen liegen wir international im Spitzenfeld." Bei Grauer-Star-Operation müssen 97 Prozent der Patienten nicht mehr über Nacht behalten werden.

Österreichs Gesundheitssystem ist besser als sein Ruf.