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Ein Machertyp für die SPÖ-Spitze

Von Nina Flori

Politik

Christian Kern hat die ÖBB in die Gewinnzone geführt, auch die SPÖ setzt nun alle Hoffnung auf ihn.


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Wien. Christian Kern ist ein souveräner Mann. Der Anzug sitzt, die Frisur sowieso. Mit ruhiger und professioneller Stimme verkündete er bei der Bilanzpressekonferenz der ÖBB Ende April, auf die jeweils passende Power-Point-Präsentations-Folie verweisend, dass er die Bundesbahnen zum vierten Mal in Folge in die schwarzen Zahlen geführt hat.

Einen charismatischen und seriös wirkenden Mann, der offensichtlich fleißig an guten Ergebnissen arbeitet, so einen Mann kann die SPÖ derzeit gut gebrauchen. Einen Machertyp, der die Partei wieder zu den Wahlergebnissen von einst führt und die FPÖ-Wähler zurückholt.

Christian Kern scheint dafür prädestiniert und wird in SPÖ-Kreisen als aussichtsreichster Faymann-Nachfolger gehandelt.

Als Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs in Simmering aufgewachsen, passt er gut in das von der Sozialdemokratie gern gezeichnete Bild der Möglichkeit des sozialen Aufstiegs.

Christian Kern studierte nach der Matura Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien, im Anschluss absolvierte er eine postgraduale Ausbildung am Management Zentrum St. Gallen. Seine Karriere startete er mit 23 Jahren als Wirtschaftsjournalist. Zwei Jahre später wurde er unter Franz Vranitzky Assistent des Staatssekretärs Peter Kostelka im öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt. 1994 avancierte er zum Büroleiter und Pressesprecher des späteren SPÖ-Klubobmannes. 1997 wechselte Kern zum Verbund, wo er zunächst als Assistent des Vorstands tätig war und schließlich 1999 Marketingleiter wurde. Ein Jahr darauf wurde er Chef der Stromvertriebstochter Verbund Austrian Power GmbH, 2002 Mitglied des Vorstandes der Stromhandelssparte Austrian Power Trading. Im Jahr 2007 kam dann der nächste große Karriereschritt: Kern wurde Vorstand des Mutterkonzerns. 585.700 Euro soll er zuletzt beim Verbund verdient haben. 2010 wechselte er zu den ÖBB und wurde dort Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding-AG.

Das heimische Wirtschaftsmagazin "trend" hat den ehrgeizigen Topmanager im Jahr 2012 gemeinsam mit Post-Generaldirektor Georg Pölzl zu den "Männern des Jahres" auserkoren. Begründet wurde die Doppel-Wahl mit "der erfolgreichen Neupositionierung zweier staatsnaher Unternehmen, die früher als Hochburgen der Proporz-, Klientel- und Misswirtschaft galten".

"Mächtigster Manager Österreichs"

Das österreichische "Industriemagazin" hatte den ÖBB-Chef 2012 bereits zum "Aufsteiger des Jahres" gekürt, in der November-Ausgabe 2015 schaffte es der als "Kanzlerreserve" titulierte Kern bereits an die Spitze der 1000 mächtigsten Manager Österreich.

Jetzt ist der vierfache Vater und zum zweiten Mal verheiratete Kern 50 Jahre alt und wohl bereit für den krönenden Karriereschritt: Das Amt des Bundeskanzlers.

In der SPÖ ist er bestens vernetzt. Während der Flüchtlingskrise im vergangenen Sommer hat er sich durch sein pragmatisches Management positiv hervorgetan. "Die Menschen haben nur das Nötigste, da ist es sinnvoll, bei der Kontrolle ein Auge zuzudrücken", hatte er in einer Sonder-"ZiB" des ORF erklärt.

Politisch wollte er sich zuletzt jedoch kaum äußern. In der Sendung im Ö1-"Journal zu Gast" Ende Februar kommentierte er die Flüchtlingspolitik der SPÖ nicht. Auch die Gerüchte um ihn als Kanzlerkandidaten ließen ihn ungerührt. Er wisse nicht, warum er ein politisches Amt anstreben sollte, wenn er mit seiner Arbeit bei den ÖBB noch nicht annähernd dort sei, wo er gerne wäre, sagte Kern damals.

Dass der zielstrebige Topmanager einem derartigen Angebot widerstehen kann, erscheint jedoch unwahrscheinlich.